Das Zusammenpacken nimmt mal wieder seine Zeit in Anspruch, so dass wir doch erst wieder gegen zehn auf der Straße sind. Dann geht es noch ein paar Meilen über die Hochebene bis zum Parkeingang. Kurz hinter dem Parkeingang führt die Straße in ein Tal und die Landschaft wird mal wieder unglaublich anders. Ein bisschen wie in Escalante - Grand Staircase sind hier viele Hänge nicht senkrecht, sondern stark geneigt, überall gibt es gerundete Felsen mit langen Verwitterungsspuren in alle Richtungen, so als wäre ein riesiger Meisel am Werk gewesen. Je tiefer die Straße sich ins Tal schlängelt und serpentiniert, desto höher werden die Mauern, noch wesentlich höher, als wir in Escalante gesehen haben.
Da wir langsam fahren müssen (und auch wollen), ist es gegen elf, als wir im Zeltplatz am Talboden (und Parkausgang) ankommen. Dort erfahren wir dann, dass der letzte Platz schon um halb neun vergeben wurde, wir sollen es doch morgen früh um acht probieren, und für heute Nacht den anderen, reservierbaren Campingplatz versuchen.
Dort haben wir tatsächlich Glück, es gibt noch einen allerletzten Wohnwagenstellplatz, weil jemand seine Reservierung abgesagt hat. Wir beziehen also Stellung und stellen fest, dass wir eigentlich nicht bleiben wollen. Für ein oder zwei Nächte wäre es ok, aber wir wollen hier in Zion eine Woche bleiben, weil es erstens sehr schön sein soll, und wir es uns zweitens auch schon für die Reise vorher so vorgestellt hatten, immer irgendwo länger zu bleiben, wir es aber noch nirgendwo mehr als ein paar Tage geschafft haben. Fakt ist, es gibt nur kaltes Wasser und Toiletten, keine Duschen, keine Abspülbecken, oder sonstiges.
Also fahren wir nochmal ins gleich hinter dem Parkausgang gelegene Springdale, in der Hoffnung auf besseres. Die erfüllt sich auch, zumindest teilweise. Es gibt einen privaten Campingplatz, der von Duschen bis Internet alles bietet, was wir uns so wünschen. Besonders schön ist es aber nicht: es ist ein großer, staubiger Platz, auf dem die Parzellen dicht an dicht gequetscht sind, und Schatten gibt es auch nur von kümmerlichen Bäumen. Dafür zahlen wir fast doppelt so viel, wie auf dem Zeltplatz im Park, und wir zahlen eine Nacht doppelt, da wir unseren Platz im Park nicht zurückerstattet bekommen. Trotzdem bleiben wir hier.
Da es schon halb drei ist, habe ich es eilig, das Auto zurückzubringen. Das muss bis um fünf zurück sein, sonst zahlen wir einen weiteren Tag. Also wird es bis auf mein Fahrrad leer gemacht und ich mache mich alleine auf und lasse Romy und die Kinder am Zeltplatz.
Um vier bin ich in St. George, die Rückgabe läuft problemlos und ich mache mich per gepäcklosem Fahrrad auf den Weg zurück nach Springdale. Es fühlt sich fast an wie Rennrad fahren. Nicht nur das fehlende Gewicht und der Anhänger beschleunigen den Tritt. Nach über einem Monat auf zweitausend Meter und mehr merke ich hier auf unter tausend Metern auch den Effekt des Höhentrainings, ich muss kaum atmen, obwohl ich kräftig in die Pedale trete.
Da wir schon auf dem Zeltplatz gewarnt wurden, dass die beiden Supermärkte in Springdale sehr teuer sind, nutze ich die Gelegenheit und kaufe auf auf der halben Strecke noch in einem riesigen Wal-Mart so viel ein, wie in die beiden Packtaschen geht, die ich mitgenommen habe. Als ich mich dann im McDonalds für die letzten vierzig Kilometer stärke, geht gerade die Sonne unter, so dass ich die letzten zwei Stunden im Dunkeln fahre. |