Heute müssen wir über den Elk Pass. Morgens beim zusammenräumen unterhalten wir uns mit unseren Nachbarn und als sie erfahren, dass wir Deutsche sind, sagen sie: "Oh, you must be happy about the game yesterday." Dann sind wir also Weltmeister geworden, oder richtiger, die deutsche Herrenmannschaft hat die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. Schön.
Vom Campingplatz bis zur Abzweigung zum Pass sind es nur ein paar hundert Meter. Während Romy mit den Kindern schon mal in den Pass einsteigt, fahre ich nochmal zur Eisdiele, um ein paar Lebensmittel zu kaufen, war zu holen, und ein Spielzeugauto zu suchen, dass Mika mal wieder verloren hat. Letzteres leider erfolglos.
Nach fast einer Stunde bin ich wieder an der Abzweigung. Erst ist es sogar noch geteert, allerdings nur ein paar Meter bis zum Wanderparkplatz. Dann geht der Schotter los, mit moderater Steigung durch den Wald. Allmählich wird es dann steiler, bis ich nicht mehr fahren und nur noch mit Mühe schieben kann. Romy erzählt mir später, dass ihr Phileas schieben geholfen hat, sonst hätte sie den Abschnitt gar nicht geschafft.
Nachdem dieses sehr steile Stück endlich überwunden ist, geht es fast ebenso steil wieder bergab. Unten treffe ich Romy und die Kinder, die an einer Brücke Mittagspause machen. Wir haben mit zwei Kilometern immerhin schon ein Drittel des Weges zurückgelegt, aber mit 60 Höhenmetern erst etwa ein Viertel der notwendigen Höhe gewonnen. Das heißt, im Schnitt wird der Rest noch steiler...
Nach der Mittagspause geht es dann auch direkt los: die Steigung ist zwar moderat, aber durch die Flut letztes Jahr ist der eigentliche Weg abgespült. Ersetzt wurde er bis jetzt nur durch einen neue Schneise durch den Wald, die mit Hackschnitzeln ausgelegt ist. Das ist zwar wunderbar weich, aber fast unmöglich zu fahren und auch grausig zu schieben. Auch eine Brücke fehlt noch, es gibt nur ein einzelnes langes Brett, was vor allem mit dem Anhänger eine Herausforderung ist.
Bis zu diesem Brett sind beide Kinder auch komplett alleine unterwegs gewesen, was eine deutliche Erleichterung war. Jetzt steigen beide zu mir in den Anhänger, was für mich über 30 kg zusätzlich bedeutet und für Romy auch 10 kg, da sie Phileas Fahrrad übernimmt.
Nach einem schweißtreibenden Kilometer über Hackschnitzel geht es ein recht flaches, idyllisches Tal bergauf, in dem der Weg sogar die meiste Zeit fahrbar ist. Am Ende des Tales gibt es eine Gabelung, an der unklar ist, in welche Richtung wir weiter müssen. Eigentlich denke ich von der Richtung her links, aber als ich den Weg rechts ein Stück erkunde, finde ich ein Schild, dass den Weg zum Elk Pass weißt.
Also kämpfen wir uns mit unseren Rädern durch dichtes Gebüsch weiter bergauf. Etwas weiter wird der Weg wieder besser und wir finden sogar eine Bank, an der wir Pause machen. Allerdings sind die Moskitos so schlimm, dass wir uns unter unser neues Moskitonetz verkriwchen müssen, dass wir zwischen den Rädern spannen.
Während dieser wenig erholsamen Pause kommen Wanderer vorbei. Nur joch 500m, ziemlich flach zum Pass. Aber danach fast unmöglich für Fahrräder, insbesondere mit Anhänger. So ein Mist, sind wir doch am West Elk Pass gelandet, der nicht für Fahrräder geeignet ist.
Also müssen wir wieder zurück durch die Büsche zur Abzweigung. Und dann kommt der Hammer. Über einen verwachsenen, feuchtweichen und absolut moskitoverseuchten geht es weiter steil bergauf. Ich schiebe voraus, Romy kämpft sich hinterher. Nach einer Weile muss sich Mika dann übergeben, weil er die Nüsse von der Pause immer noch nicht runtergegessen hat und er zu viel mit Phileas rumalbert. Toll, jetzt stinkt auch noch der ganze Anhänger.
Also weiter. Bei einer kleinen Holzbrücke wird es etwas weniger steil, was Hoffnung macht. Aber als danach in Sicht kommt, dass die Steigung wieder zunimmt, wirft Romy ihr Fahrrad einfach verzweifelt und erschöpft von sich. Aber es hilft ja nichts, hier können wir nicht bleiben, und zurück wäre mindestens so anstrengend wie vorwärts, abgesehen davon, dass wir mit unseren Vorräten Probleme bekommen würden. So geht es nach ein paar Minuten weiter.
Zum Glück sind wir jetzt wirklich fast oben. Nach relativ kurzer Zeit erreichen wir einen trockenen und fast ebenen Feldweg, der unter einer Schneise für Stromleitungen entlang führt. Der Weg ist zwar sehr uneben, aber wir können wieder fahren, und sind dann wenig später am Pass.
Normalerweise schaffen wir (auf der Straße) zwischen 300 und vierhundert Höhenmeter in der Stunde. Jetzt sind wir nach über zwei Stunden Fahrtzeit (etwa fünf Stunden inklusive aller kleinen und großen Pausen) ganze 220 Meter höher und sechs Kilometer weiter. Glücklicherweise war es heute bewölkt, so dass wir wenigstens nicht auch noch mit Hitze zu kämpfen hatten. Wer weiß, ob wir es sonst überhaupt geschafft hätten.
Dann geht es, weiterhin entlang der Stromtrasse, hinunter. Mit etwa Schrittgeschwindigkeit ist der steile Feldweg fahrbar, aber extrem holprig. Phileas und Mika haben derweil ein neues Spiel. Phileas:"Also Mika, ich sage Oink! und du lachst." Dann sagt er Oink! und Mika lacht. So geht das bestimmt eine halbe Stunde, dann schläft Mika. Ich schiebe derweil bergab, damit sich die Felgen von dem Bremsen nicht überhitzen.
200 Meter tiefer geht es dann noch einen Kilometer über einen zum Glück einfachen Single Trail Wanderweg zum Campingplatz am wunderschönen Lower Elk Lake. Es ist nur ein weiteres Zelt da und mehr als genug Holz für ein schönes Lagerfeuer zum Abendessen zubereiten.
PS: Die Höhenmeterzählung vom Tacho ging wahrscheinlich auf Grund unserer extrem langsamen Geschwindigkeit falsch. Er hat richtig die Höhendifferenz von 220 m angezeigt, aber irgendwie deutlich weniger aufsummiert. |