Vom Crowsnest Pass geht es nicht weit hinunter, einem schönen Flusstal folgend. Nur ca. 30 km, nachdem wir die kontinentale Wasserscheide am Hauptkamm der Rocky Mountains passiert haben, sind wir aus den Bergen draußen und in der Prärie. Gras, soweit das Auge reicht, und das kann auf Hügelkämmen sehr weit sein. Ach ja, und große gelbe Rapsfelder. Nur vereinzelt gibt es Ranchen oder andere Anzeichen menschlicher Besiedlung, abgesehen vom Highway selbst natürlich.
Zum ersten Mal sehen wir hier auch Windräder, und damit, abgesehen von Wasserkraft, die Erzeugung größerer Mengen elektrischer Energie aus erneuerbaren Energiequellen. Hier stehen aber gleich jede davon herum, insgesamt dürften wir an deutlich über hundert Stück vorbeigefahren sein. Pincher Creek, unser heutiges Ziel, hat sogar ein Windrad in sein Stadtwappen aufgenommen, und auch von der Stadt aus sind jede Menge zu sehen.
Vorher ist aber noch Cowley erwähnenswert. Ein winziges Nest, bestehend aus vielleicht fünf Straßen auf 1 Kilometer lang und ein paar hundert Meter breit. Hier wollen wir Mittag machen, und wir finden einen riesigen, top gepflegten Spielplatz, sogar mit Pavilion über einem Picknicktisch, damit wir Schatten haben. Auch hier zeigt sich wieder, dass Kinder einen hohen Stellenwert besitzen. Ich kenne in Deutschland selbst in Städten keinen vergleichbaren Spielplatz, geschweige denn irgendwo auf dem Dorf.
Es tauchen dann auch zwei Kinder auf, ein Mädchen und ein Junge im Grundschulalter, die beide sehr kontaktfreudig sind und lange mit Phileas und Mika spielen. Am Ende werden wir sogar noch gefragt, ob wir denn wieder kommen.
In Pincher Creek sind wir zum zweiten Mal auf unserer Reise in einem Wal-Mart, dann finden wir unseren Zeltplatz in der Nähe des Zentrums. Dessen Adresse hatte ich angegeben für den Garantietausch unserer Exped-Isomatte. Diese ist vor fast einer Woche abgeschickt worden, aber leider noch nicht hier angekommen. Jetzt ist die Frage, was tun. Hier in diesem Nest warten bis sie ankommt, oder weiterfahren und sie uns nochmal nachschicken lassen, wenn sie den Zeltplatz erreicht hat.
Als die Kinder das Innenzelt aufstellen, bricht dabei eine Stange. Zum Glück haben wir ein Ersatzelement dabei, so dass ich den Schaden reparieren kann.
Auf meine Frage nach bärensicheren Behältern für unser Essen kriege ich eine seltsame Antwort vom Besitzer: Es gäbe hier sowieso fast keine Schwarzbären, sondern nur Grizzlies, und die sollen wir halt mit einem Stock verscheuchen, wenn sie sich zeigen. Und überhaupt gäbe es sowieso eher Pumas. Aber wir sollen uns wegen Bären keine Sorgen machen. Also hängen wir unsere Essenstaschen in den Baum, so wie immer, wenn es keine entsprechenden Behälter gibt. Zwei Tage später erfahren wir, dass er den Zeltplatz erst vor ein paar Monaten gekauft hat. Wahrscheinlich weiß er einfach selbst noch nicht, wie man sich als Camper verhalten sollte... |