Vom Zeltplatz aus ist es nochmal ein kurzer, steiler Anstieg, dann sind wir in der Ansammlung von Gebäuden, die sich Mammoth Hot Springs nennt. Aber es geht ja auch nicht um den Ort, sondern um die heißen Quellen, die am Hang dahinter liegen. Er ist nur spärlich bewachsen, an den meisten Stellen sieht man Fels in vielen Farben, von weiß über gelb und orange bis braun. Und er ist von Holzstegen durchzogen, auf denen man zu den einzelnen Quellen gehen kann. Schon von weitem sieht man an mehreren Stellen Dampf aufsteigen, wie auf einer surrealen Landschaft auf einem fremden Planeten.
Der Boden selbst ist nämlich nicht ungefährlich. Es kann immer sein, dass was nach festem Grund aussieht, nur eine dünne Kruste ist, und sich darunter ein Loch mit kochend heißem Wasser befindet. Außerdem würde zu viel Fußverkehr nur die Abflüsse verändern und blockieren, von den Quellen, die sich am Hang im Laufe der Jahre immer wieder neu auftun während andere versiegen.
Es ist unglaublich schön, was das heiße, kalkhaltige Wasser hier geschaffen hat: feinste Terassen und Strukturen, die sich zu meterhohen Gebilden auftürmen, gefüllt mit Wasser in verschiedenen Farben, bunte Hänge, und tiefblaue dampfende Löcher. Es ist schwer zu beschreiben, weil es so anders ist, als was ich so kenne. Am ehesten lässt es sich vielleicht mit einer Tropfsteinhöhle unter freiem Himmel vergleichen. Aber hier kommen eben noch die Farben dazu, die durch thermophile Bakterien und andere Kleinstlebewesen entstehen. Dort wo das Wasser heißer ist, ist es blau und durchsichtig, in kühleren Bereichen wechselt der Bodenbelag dann über Gelb und Orange zu braun. Überall hängt warmer Dampf in der Luft und es riecht ein bisschen nach faulen Eiern, weil viele Schwefelverbindungen ausgasen.
Die Sonne scheint mal wieder ziemlich, und wir befinden uns hier auf fast zweitausend Metern über dem Meer. Außerdem hat Romy ein bisschen Probleme mit einem gezerrten Brustmuskel, deswegen schaffen nur die untere Terrasse, die aber schon jede Menge zu bieten hatte.
Abends kommt wieder Ashea vorbei. Ihr passt der verabredete Sonntag doch nicht so in den Terminplan, Montag wäre besser. Auch für uns ist das besser, denn wir hatten uns in den Tagen verzãhlt, und wollten Sonntag eigentlich weiterfahren. Außerdem liegt unser nächster Etappenort sowieso noch in Richtung der Geysirbecken, die sie uns zeigen wollte, von daher sparen wir uns so ein Stück der Autofahrt. |