Nach fünf Tagen am Flathead Lake geht es heute weiter. Wie angekündigt ist die Hitzewelle erstmal vorbei und es ist bewölkt als wir losfahren. Eine kleine Straße führt erstmal bergauf Richtung Osten, um dann in die angeblich landschaftlich schöne Nebenstraße Highway 83 zu münden, die uns ein langes Stück Richtung Süden führt.
Inzwischen kommt dann doch die Sonne wieder durch und es wird unangenehm schwülwarm. Wir suchen nach einem schönen Platz zum Mittag machen, aber es gibt nur die Straße und nebendran Wald. Nach einer Weile erreichen wir den Swan Lake und suchen weiter. Aber die Straße führt hoch über dem See entlang und unterhalb sind alles Privatgrundstücke. Wir fahren um eine Kurve nach der nächsten, in der Hoffnung, doch noch auf einen öffentlichen Zugang zu finden. Letztendlich rasten wir auf einem vergrößerten Kiesstreifen direkt neben der Straße und in der prallen Sonne, weil sich auf den letzten zehn Kilometern einfach kein passender Platz gefunden hat.
Zusätzlich ist es die erste Straße, die vom Verkehr her sehr unangenehm zu fahren ist. Passend zur Markierung in der Karte ist sie relativ schmal und es gibt keinen Seitenstreifen, während sie sich durch unübersichtliche Kurven und über Kuppen zieht. Das ficht die Autofahrer aber wenig an, es wird trotzdem oft rücksichtslos überholt ohne vom Gas zu gehen, manchmal ziemlich knapp. Besonders eng wird es, als ein LKW uns überholt, während es Gegenverkehr gibt, und wir gleichzeitig eine Leitplanke direkt neben der Straße haben, so dass wir nicht mal von der Straße runter können. Daraufhin versuchen wir dann, in der Mitte der Spur zu fahren, wenn es unübersichtlich ist, oder wenn gleichzeitig von vorne und hinten Verkehr ist. Das bringt einige zum Abbremsen, andere Überholmanöver werden nur noch knapper.
So ist der Tag hier ziemlich unangenehm. In Kanada gab es eigentlich immer einen Seitenstreifen und auch rücksichtsvolle Autofahrer. Hier in den USA ist es jetzt nach der Going-to-the-Sun-Road schon die zweite größere Straße ohne Seitenstreifen und gleichzeitig sind die Autofahrer unvorsichtiger. Wenn es dabei bleibt, werden wir uns etwas überlegen müssen.
Abends stellt sich heraus, dass der Campground, den wir angesteuert haben, gar kein richtiger Zeltplatz ist. Vielmehr ist es einfach nur eine Stelle am Fluss, wo es eben ein bisschen Platz für ein Zelt gibt. Dieser ist auch schon besetzt von einer Großfamilie mit Mountainbikes, die uns aber sofort einladen, uns doch dazu zu stellen. Wie wir dann erfahren, ist der Großvater, Bob, auf der Mountainbikeroute entlang der kontinentalen Wasserscheide (von Kanada nach Mexiko) unterwegs, und seine Töchter inklusive deren Familien begleiten ihn gerade für eine Woche. Aber er ist deutlich schneller unterwegs, Bob ist erst vor zwei Wochen in Banff gestartet und will morgen bis Seeley Lake, was schon auf der Straße über siebzig Kilometer sind. |