Von Lake Louise nach Banff führt der verkehrsreiche vierspurige Trans-Canada-Highway (Highway 1). Zum Glück gibt es auf der anderen Talseite noch eine Touristenstrecke, die wesentlich idyllischer ist.
Es gibt nur wenige Hügel und wir haben Rückenwind, so dass die Länge der heutigen Etappe gar nicht so auffällt. Nach etwas über der Hälfte der Strecke haben wir sogar die Gelegenheit, den Johnston Canyon zu erwandern, zumindest bis zu den Lower Falls. Auch Bis dahin ist es eine sehr schöne enge Schlucht mit einem reißenden Wildbach am Talboden. Oft steigt der Fels senkrecht aus dem Wasser auf und der Pfad wird auf Stahlgittern in luftiger Höhe über dem Fluss geführt. Dort wo mehr Platz ist, sind die Golden-manteled Ground Squirrels so zutraulich, dass sie fast auf eine ausgestreckte Hand laufen, in der Hoffnung, dort Futter zu finden. Es ist eine sehr schöne Schlucht und auch die Kinder haben ihren Spaß daran. Nur schade, dass es zigtausende ähnlich sehen: schon einen halben Kilometer vor dem Wanderparkplatz war der Seitenstreifen geparkt, und auf dem schmalen Pfad ist die Hölle los.
Kurz vor Banff gibt es nochmal einen sehr schönen Abschnitt auf breiten, gewundenen, vermatschten Wanderwegen entlang eines kleinen trägen Flusses durch den Wald. Phileas fährt hier wieder selbst und schlägt sich gut. Auch durch Banff und zum Campingplatz fährt er weiter selbst, obwohl es nochmal unerwarteter Weise aus Banff heraus ziemlich kräftig bergan geht.
Als wir nach dem langen Tag endlich ankommen, ist der Platz eigentlich voll. Man will uns aber auch nicht abweisen, also bekommen wir einen Platz, der normalerweise nicht vergeben wird. Als wir dort ankommen, steht leider schon ein Zelt drauf. Romy beginnt nebenan mit Abendessen kochen, während ich wieder zur Rezeption fahre.
Nach einigem Hin und Her kriegen wir ein ganz anderes Eckchen, das gar kein offizieller Stellplatz ist, und die Aussicht auf Rückerstattung unserer Übernachtungskosten wegen der Umstände. Ich räume mit den Kindern die Tannenzapfen beiseite und baue das Zelt auf, während Romy mitten im kochen mit allen Utensilien umzieht und dann noch die Soße fertig macht. Als wir mit dem Essen fertig sind, kommt der Aufseher wieder und meint, wir müssten spätestens morgen umziehen, da er uns nicht auf einem inoffiziellen Stellplatz lassen kann. Alternativ können wir auch gleich erneut umziehen und uns entweder den Stellplatz teilen, oder den anderen auch umziehen lassen.
Wir entscheiden uns fürs teilen, in der Hoffnung, weitere Kosten zu sparen. Es stellt sich aber heraus, dass der andere auch schon bezahlen musste, wir uns also die Stellplatzkosten für die Nacht nicht teilen. Der andere ist ein südländisch aussehender, beleibter Mitfünfziger. Angeblich Spanier, erzählt er von einer geplanten Reise in die Türkei und ich höre in am Telefon fließend türkisch sprechen. Auch sonst ist er etwas komisch und wirkt nicht sehr glaubwürdig. Das schlimmste ist allerdings, dass unsere Zelte nur etwa drei Meter auseinander stehen, und er schnarcht, dass sich bei uns im Zelt die Balken biegen.
Immerhin ist wirklich eine Nacht gratis. Bei dem doch recht teuren Campingplatz eine gute Ersparnis. |