Dieser Abschnitt startet mit einer leichten Etappe. Von Banff führt ein asphaltierter Radweg entlang des Highways ins etwa 23 Kilometer entfernte Canmore. Es gibt wenige Steigungen und viel Rückenwind.
Auch wenn wir schon lange keine Bären mehr gesehen haben, da sind sie, und andere Leute sehen sie auch. Von Bear Jam (Bärenstau) auf dem Icefields Parkway hatte ich schon erzählt. Gestern hat mir auf dem Campingplatz einer erzählt, dass er während des Parkens auf seinen Stellplatz einem Schwarzbären gesehen hat. Heute kommen uns ein paar Radler entgegen, die von einem kleinen Grizzly ein paar hundert Meter weiter am Radweg erzählen. Nur uns zeigt sich leider keiner mehr.
Phileas darf selbst fahren und das tut er auch die ganze Strecke. eine Weile trägt er dabei meinen Hut, damit in die breite Krempe vor der Sonne schützt, den es ist wieder sehr warm.
Wir verlassen den Nationalpark und auch die Berge zu beiden Seiten des Tales verändern seit Lake Louise deutlich ihr Gesicht: während dort noch Schneeeulen und mächtige Gletscher zu sehen waren, sind die Hänge oberhalb der Baumgrenze jetzt trocken braun-grau mit nur mehr Schneeresten auf ihren Felsen. Wahrscheinlich merkt man sowohl das Fortschreiten des Sommers als auch die immer südlichere Lage.
Wir sind schon recht früh in Canmore. Direkt an der Ortseinfahrt findet sich eine Touri-Info und ich versuche mal wieder, Informationen über die Strecke nach Elkford zu bekommen. Dafür müssen wir nämlich über Schotterstraße und sogar zehn Kilometer über den Hauptkamm der Rockies auf einem als fahrradtauglich markiertem Wanderweg fahren. Insbesondere letzteres macht mir Sorgen, denn fahrradtauglich kann alles heißen, von guter breiter Forststraße bis hin zu extrem schwierigen Mountainbike-Singletrail. Ich habe achon in Lake Louise und Banff erfolglos versucht, genaueres zu erfahren, und auch hier kann mir niemand mehr sagen, als in der Karte steht.
Gleich anschließend kommen wir am McDonald's vorbei, wo wir ins ein Eis holen wollen. Zufällig läuft hier gerade das Spiel Deutschland-Brasilien, ohne dass ein Spielstand zu sehen ist. Ich sitze mit dem Rücken zum Fernseher, und als Romy sagt, "Da stand gerade 5:0.", glaube ich erstmal, sie hat mit der Ecken-Statistik oder so verwechselt. Während unseres kurzen Aufenthaltes fallen dann noch die zwei Tore zum 7:0, und ich kann wie wahrscheinlich jeder, meinen Augen kaum glauben.
Dann sind wir auch schon am Zeltplatz, einem heruntergekommenen umzäunten Gelände an der Straße, wo es viele Kaninchen gibt. Es ist niemand im Office zu finden (und auch keine Möbel oder so) und so richten wir es uns einfach ein. Immerhin gibt es einen kleinen Spielplatz, und Phileas hat nach den 25 doch nicht komplett flachen Kilometern immer noch genug Kraft zum Fußball spielen und mit Riesen-Plastik-Trucks-rumrasen.
Ich bin nochmal in der Stadt bei der dortigen Touri-Info, zwecks Trail-Details, und um zu entscheiden, wie wir morgen weiter fahren. Leider hat sie schon geschlossen. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. |