Auch wenn es inzwischen schwer fällt, müssen wir heute weiter. Wir haben die Zeit hier sehr genossen, einerseits die nette Gesellschaft, andererseits auch die Annehmlichkeiten wie Kinderbetreuung und eine Wohnung.
Die Sonne scheint wieder wie gewohnt, als wir Bozeman Richtung Osten verlassen. Heute müssen wir auf den Freeway, da es keine andere Straße gibt, die in unsere Richtung geht. Kurz nach Bozeman sind wir an der Auffahrt. Es herrscht viel Verkehr (der letzte Tag des langen Wochenendes) und der Seitenstreifen ist nicht immer sonderlich breit. Wahrscheinlich wäre es an dem Tag, als wir nach Bozeman hineingefahren sind, die bessere Option gewesen, ebenfalls den Freeway zu nehmen, da unsere Route keinen Seitenstreifen und viel Verkehr hatte. Trotzdem sind wir jetzt froh, dass wir nur drei Kilometer auf dieser Strecke haben. Es ist so laut, dass man sich nicht unterhalten kann, und bei einem Tempolimit von etwa 110 km/h ist auch ein breiter Seitenstreifen nicht viel Abstand.
Dann kommen wir auf die Trail Creek Road. Sie ist als Schotterstraße eingezeichnet, aber Dan hatte schon angekündigt, dass das steilste Stück am Anfang geteert ist, und so finden wir es dann auch vor. Hier herrscht fast kein Verkehr, so können wir gemütlich der Passhöhe entgegen pedalieren. Zu beiden Seiten passieren wir immer wieder ein paar Häuser, und unser Tal ist in den verschiedensten Grüntönen saftig gefärbt, während die Berge um uns herum wieder das gewohnte Gelb aufweisen.
Der Asphalt begleitet uns sogar bis ganz oben, erst auf der Abfahrt haben wir Schotter. Ab hier geht es lange bergab, und so kann Phileas mal wieder ein bisschen selbst fahren. Auf der Passhöhe sind auch wieder die ersten richtig felsigen hohen Berge in der Nähe aufgetaucht, die sich die seit Helena immer nur am Horizont gezeigt haben. es sind die Gipfel der Absoraka-Beartooth Wilderness, einem der größten zusammenhängenden Gebiete über dreitausend Meter hier in den USA.
Nach einer langen Abfahrt geht es dann noch lange über Wellen weiter Richtung Emigrant. Leider ist die Schotterstraße hier ziemlich schlecht geworden, was das Vorwärtskommen mühsam macht. Unser Ziel ist der General Store in Emigrant. Kim hatte dort angerufen, weil wir in einer uralten Karte von Dan einen Campingplatz in Emigrant entdeckt hatten, der auf den neueren Karten nicht war. Sie wollte sich nur erkundigen, ob es ihn noch gibt (was nicht der Fall ist), hat aber gleich angeboten bekommen, dass wir auf dem Parkplatz des General Store campen können.
Der General Store ist nicht nur ein Laden, sondern auch noch eine Tankstelle, eine kleine Kirche, ein Waschsalon und ein Andenkenladen gleichzeitig. Wir haben sogar etwas Wiese hinter dem Waschsalon und in eben jenem ein Bad mit Waschbecken und Warmwasser. Dafür, dass wir hier umsonst bleiben können, bietet es oft mehr als Campingplätze auf denen wir zahlen müssen.
Zum Tagesabschluss gibt es dann noch eine schöne Überraschung: das Kilometerschild gleich bei der Tankstelle sagt nur 30 Meilen bis nach Gardiner, weniger als gedacht. Da werden wir morgen locker den Eingang zum Yellowstone Nationalpark in Gardiner erreichen, einem Tag weniger als geplant. |