Heute haben wir unseren langen Tag, der nächste Campingplatz ist über sechzig Kilometer entfernt. Deswegen wollen wir eigentlich früh los. Der Plan wird schon bald durchkreuzt, als John am morgendlichen Feuer anhält und nochmal mit uns plaudert. Das zieht sich eine Stunde, und einkaufen müssen wir auch noch, so dass wir doch erst wieder wie immer gegen elf loskommen.
Als erstes zieht sich die Straße durch das Hayden Valley, ein weites, mit gelbem Gras bewachsenes Tal, in dem man angeblich sehr gut Tiere beobachten kann. Wir sehen nichts von Bisonherden oder Wölfen, nur in weiter Ferne badet ein einzelnes Bison.
Mittagspause ist beim Mud Volcano. Den Matschvulkan gab es nach seiner Entdeckung 1870 allerdings nur für zwei Jahre, dann war er explodiert und seitdem ist nur noch ein blubberndes Matschbecken vorhanden (zusammen mit einigen heißen Quellen, die ähnlich aussehen. Ich wandere mit den Kindern die Bretterstege ab, während Romy einen kleinen Mittagsschlaf hält.
Danach ist es schon fast zwei, und wir haben immer noch über fünfzig Kilometer. Genau so wollten wir es eigentlich nicht haben. Die Landschaft ist weiterhin wunderschön, denn jetzt sind wir am Yellowstone-See angekommen, einem riesigen tiefblauem See, hinter dem schneebedeckte Berge leuchten. Leider sind die Autofahrer mal wieder unter aller Sau. Es gibt keinen Seitenstreifen und es wird häufig ziemlich eng überholt. So vergeht einem wirklich das Fahrrad fahren.
Um halb sieben sind wir dann endlich in Grant Village, wo wir einen von drei Hiker/Biker-Plätzen bekommen. Auf dem Platz steht schon ein Zelt, was an sich nicht ungewöhnlich ist, da es ja geteilte Plätze sind. Ungewöhnlich ist, dass als wir gerade aufbauen wollen, es sich im Zelt regt, und eine Frau ihren Kopf raussteckt und sich beschwert, dass sie schon geschlafen hätten. Da es geteilte Plätze sind, müsste sie eigentlich immer mit anderen Leuten rechnen, die vor sieben auch noch keine Nachtruhe einhalten. Naja, Radfahrer sind eben auch nicht die besseren Menschen.
Um weiteren Streit vorzubeugen, ziehen wir ein paar Plätze weiter zu den Engländern, die wir schon aus Canyon Village kennen, und verbringen einen gemütlichen europäischen Abend. |