Nach dem relativ kurzen Tag gestern steht heute ein langer an. 45 Meilen wurde uns am Zeltplatz gesagt, dass sind über siebzig Kilometer. Dabei folgen wir die meiste Zeit dem Hoback River flussaufwärts. Als erstes geht es durch den Hoback Canyon. Dieser erweist sich als schön, erst ein weites Tal, später dann auch hoch aufsteigende Felswände, die meist in Rottönen schimmern. Dabei geht es leider nicht nur bergauf, sondern auch immer wieder längere Stücke bergab.
Hier sehen wir auch jede Menge Pronghorn (Gabelböcke), die hier gerne als "Antelope" bezeichnet werden, auch wenn sie mit ihrem afrikanischen Namensvetter keine Verwandtschaftsbeziehung, sondern nur eine gewisse äußere Ähnlichkeit teilen. Bei den Bisons ist das übrigens genauso. Meist werden sie hier als "buffalo" bezeichnet, vermutlich, weil sie an die französischen Einwanderer an asiatische Wasserbūffel erinnerten.
Auch Waschbären und Stinktierre scheint es hier wieder zu geben. Wie in Montana sehen wir leider keine lebenden Exemplare, sondern nur Fellknäuel auf der Straße, wobei sich die Stinktiere meist recht eindeutig an ihrem Geruch erkennen lassen, der noch wesentlich intensiver ist als normaler Verwesungsgestank.
Schon recht früh können wir im Westen hinter uns dunkle Wolken sehen, aber wir fahren ihnen lange davon. Am Ausgang des Canyons ist es dann soweit und wir werden eingeholt. Also kommt mal wieder unsere Regenkleidung zum Einsatz. Oberhalb des Canyons ist es erstmal eine Weile flach, und wir machen unseren Nachmittagstop in Bondurant, auf etwa halber Strecke. Leider haben wir auch erst weniger als die Hälfte der Höhe gewonnen, die wir brauchen um "The Rim", den Rand, zu erreichen.
Nach der Pause wird die Straße dann langsam steiler und in Wellen geht es bergauf. Es wird schon langsam spät und ein Ende ist immer noch nicht so richtig abzusehen. Um halb sechs überlegen wir uns dann langsam, ob wir irgendwo wild zelten sollen, aber ein guter Platz ist nicht zu erkennen. Es geht weiterhin bergauf, als wir eine relativ ebene Wiese finden. Nach einem Blick auf die Karte entscheiden wir uns aber doch zum Weiterfahren, da es nicht mehr weit zum Rand erscheint. Nach der nächsten Kurve wird die Straße nochmal deutlich steiler. Es sind nicht mehr viele Kilometer, aber es sind doch noch einige Höhenmeter, die wir uns hinaufkämpfen müssen. Immerhin werden wir nochmal mit einem tollen Ausblick auf die Berge hinter uns belohnt, als wir uns langsam über die Hügel erheben.
Oben angekommen finden wir "The Rim Station", die ein paar Lebensmittel und Kaffee anbietet und Wohnwagenstellplätze hat. Hier erfahren wir, dass es immer noch zehn Meilen bis zum Zeltplatz sind, und es wird schon fast dunkel. Nehmen wollen sie uns nicht, aber nur hundert Meter zurück endet der National Forest, den wir durchquert haben; dort ist wild campen erlaubt und wir kriegen eine schöne Stelle gezeigt.
Ich erkundige mich noch nach Bären. Laut Auskunft des Besitzers hat er in den letzten zwanzig Jahren etwa einmal einen gesehen, wir sollen uns deswegen und wegen unserem Essen keine Sorgen machen. |