Heute geht es von Mammoth Hot Springs nach Norris. Als erstes fahren wir neben den heißen Quellen bergauf. Da wir die oberen noch nicht gesehen haben, und es eine Rundstraße gibt, über die man sich diese anschauen kann, machen wir diese Extrarunde mit dem Fahrrad.
Laut Führer kann man oberen Quellen auch gut erwandern, es sind 2,5 km, auf einer sehr schmalen Einbahnstraße. Faktisch sind wir aber die einzigen Nicht-Motorisierten hier. Es ist schon wirklich traurig zu sehen, dass wirklich alles was irgendwie geht mit dem Auto gemacht werden muss, und oft nichtmal die Zeit bleibt, aus dem Auto auszusteigen. Statt dessen wird einfach aus dem Fenster geknipst. Diese Fixiertheit auf das Auto setzt sich dann auch weiter fort. In der Parkbroschüre wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass die Straßen sehr schmal sind, keinen Seitenstreifen aufweisen und Autofahrer oft unvorsichtig überholen. Aber anstatt an die Autofahrer zu appelieren, auf Radfahrer Rücksicht zu nehmen, wird lieber den Radfahrern empfohlen, nicht in den Park zu fahren.
Auch ist es hier sehr üblich, das Auto einfach weiter laufen zu lassen, wenn man z.B. kurz einkaufen geht, oder auf jemanden wartet oder ähnliches. Was wir hier so sehen, hat bei uns dazu geführt, dass wir in den zahlreichen Gesprächen nicht mehr nur sagen, dass wir mit dem Fahrrad reisen weil es Spaß macht, sondern dass wir auch zeigen wollen, dass es anders geht. Wir sind sozusagen missionarisch geworden.
Nach den oberen heißen Quellen geht es weiter bergauf, bis wir auf etwa 2200 m das Yellowstone-Plateau erreichen. Hier sind wir plötzlich nicht mehr in den Bergen, sondern in einer sanften Hügellandschaft, deren weite Täler vom Herbst gerade in eine unglaubliche Farbenpracht von rot, gelb und grün getaucht wurde. Entlang der Straße sehen wir auch unsere ersten zwei Bisons, zum Glück in einiger Entfernung.
Die thermische Aktivität ist hier allgegenwärtig. Immer wieder sehen wir entlang des Flusses heißen Dampf aufsteigen, an manchen Stellen kocht und zischt der Boden richtig.
Norris ist eigentlich nur eine Straßenkreuzung, bzw. ein Geysirbecken, keine Siedlung. Der Zeltplatz liegt wunderbar idyllisch am Waldrand, und im Tal vor uns mäandert ein kleines klares Flüsschen durch herbstliche Wiesen. Nur ein paar dutzend Meter stromaufwärts entdecken wir sogar am Ufer ein paar winzige heiße bzw. warme Quellen. Es ist definitiv einer unserer schönsten Zeltplätze bis jetzt, der einzige Wermutstropfen ist, dass es keinen richtig geraden Platz für unser Zelt gibt. |