Durch die frühe Ankunft in Valemount und den langen Abend bei Tom und Peggy fühlt es sich fast so an, als hätten wir einen Ruhetag gehabt, als wir wieder aufbrechen. Tatsächlich ist der aber erst für morgen eingeplant. Da es auch noch 120 km bis Jasper sind, haben wir gestern mal wieder für vier Tage Proviant eingekauft.
Bis zur Mittagspause geht es bei fast zu intensiver Sonne 20 km flach und abseits des Highways Richtung Norden. Dort endet Highway 5 und wir fahren auf dem Highway 16 Richtung Osten. Nach etwa einer weiteren Stunde taucht ein imposanter Berg auf, der die anderen noch deutlich überragt und dessen Gipfel sich als einziger in den Wolken versteckt. Mount Robson ist der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains und seine Südwand sind fast drei Kilometer senkrechter Fels.
Wir wollen an einen kleinen See, direkt an seinem Fuß, den Kinney Lake. Schon mehrer haben uns davon vorgeschwärmt, unter anderem der deutsche Radfahrer in Blue River. Er meinte, der Weg ist teilweise nur ein schmaler Single Trail, aber er sollte auch mit unserem Anhänger machbar sein. Die ersten zwei Kilometer abseits des Highways sind geteert und flach, die Kinder fahren selbst.
Dann kommen wir zu einem Wanderparkplatz und ab da wird es uneben und deutlich steiler, Wanderweg eben. Es ist schon halb sechs und es sind noch 130 Meter Höhenunterschied zu bewältigen, aber da der Weg Zwischendurch immer wieder bergab führt, werden es noch mehr Höhenmeter. Phileas fährt immer noch selbst, bzw. schiebt auch immer wieder Stücke, die so steil sind, das selbst ich sie kaum noch fahren kann. Er heult vor Verzweiflung, aber Romy hat ihm fieserweise einen Keks versprochen, wenn er es alleine schafft, und so beisst er sich weiter durch.
Immerhin hat er den Vorteil, dass ihn die Moskitos einfach nicht wollen. Die sind hier wieder ziemlich schlimm, und während Mika geschützt im Anhänger sitzt, werden Romy und ich von ihnen zerfressen. Der Weg führt die ganze Zeit am Robson River entlang, einem tosenden Fluss, der praktisch nur aus Stromschnellen und Wasserfällen besteht.
Etwas weiter oben wird es dann flacher und Phileas kann größere Stücke fahren. Hier hat er wieder seinen Spaß daran, vor den Steilstücken Anlauf zu nehmen und zu sehen wie weit er kommt. Aberes ist immernoch so steil, dass Romy viel schiebt.
Nach etwas über vier Kilometern haben wir den See erreicht. Hier kommt der schwierigste Teil: der Weg verengt sich zum Single Trail und führt über so steile Serpentinen weiter den Berg hinauf, dass wir unsere Fahrräder jeweils zu zweit um die Kurve wuchten müssen. Nach ein paar Kehren ist das Spielchen zum Glück vorbei und der Trail führt schmal und sanft abfallend wieder Richtung See. Nur hin und wieder erschweren frische Erdrutsche das Vorwärtskommen. Hier hat Phileas jetzt besonders Spaß, insbesondere nachdem ich sein Fahrrad als kleines Mountainbike bezeichnet habe. Mika genießt schon die ganze Zeit die Holperfahrt im Anhänger und plappert fröhlich vor sich hin. Dann geht es noch eine Weile am See entlang, bis wir den Campingplatz gegen sieben Uhr erreichen. Phileas hat tatsächlich alles selbst geschafft und sich seinen Keks redlich verdient. |