Da der Zeltplatz unschön und teuer ist, entschließen wir uns, doch noch ein Stück weiterzufahren. Eine Alternative zum Supermarkt findet sich leider nicht, aber wenigstens nimmt er unsere kanadischen Dollar, die wir in noch viel zu großer Zahl bei uns hatten. Die andere Enttäuschung ist das Visitor Center am Eingang zum Nationalpark. Es gibt kein WLAN (war in Kanada an jeder Touri-Info der Fall) und die Rangerin, mit der ich mich unterhalte ist auch recht ahnungslos.
Immerhin sind die Parks recht günstig. Für 80 Dollar bekommen wir einen Jahreseintritt für alle Nationalpark Amerikas. Die Straße, die sich hier Going-to-the-Sun-Road nennt, quert den Glacier Nationalpark einmal von Ost nach West, mit dem Logan Pass knapp über 2000 m als Hõhepunkt (dort werden wir auch mal wieder die kontinentale Wasserscheide queren). Da der heutige Tag zwar nicht viel fahren war, aber auch kein schöner Ruhetag, wollen wir nur möglichst nahe an den Pass ranfahren, und dann erstmal noch einen Tag ruhen und genießen, bevor wir uns an die Überquerung machen.
Die Zeltplätze hier im Park sind jetzt in der Hochsaison alle proppevoll. Am Parkeingang gibt es eine Anzeigetafel, und die zeigt bei unserer Einfahrt in den Park schon alle Campingplätze als voll belegt an. Zum Glück gibt es hier an manchen Plätzen eine Einrichtung, die sich Hiker-Biker-Sites nennt, also Plätze speziell für unmotorisiert Reisende, die auch selten komplett voll werden, weil hier nicht auf Parzellen-Basis vergeben wird, sondern man sich einfach so lange in den Bereich quetschen kann, bis kein Zelt mehr hinpasst.
Das ist aber gar nicht notwendig, an dem schattigen Platz im Wald stehen erst zwei Zelte, und vorerst ist noch niemand sonst zu sehen. Abends haben wir dann ein großes Erfolgserlebnis mit Mika: Er meldet sich im Laden mit "Papa, muss Kaka." In der letzten Zeit konnten wir ihn immer sehr gut abfangen und es ist schon lange nichts mehr in der Unterhose gelandet. Aber es war eben immer notwendig zu sehen, dass er gerade loslegt und ihn dann in die Hockstellung zu bringen. Dann ist er aber immer so leer, dass erstmal für zwei Tage Ruhe ist. Deswegen glaube ich ihm auch erst nicht, weil er heute eigentlich schon groß war, aber nachdem er noch zwei weitere Male darauf besteht, geleite ich ihn zur Toilette, und das nicht umsonst. Das ist schon sehr schön, diesen deutlichen Fortschritt zu sehen, wenn sich das verfestigt, dann macht es das für uns viel einfacher.
Abends, als die Kinder im Bett sind, unterhalten wir uns noch mit Cheston. Er ist Mitbewohner auf unserem Hiker-Biker-Site und auch mit dem Rad unterwegs. Allerdings nur für drei Tage. Er ist mit seinem Truck ans Westende der Going-to-the-Sun-Road gefahren, gestern über den Pass, heute war er wandern und fährt morgen wieder zurück. Er lädt uns auf ein paar eiskalte Bier ein und wir quatschen sehr lange. Das heißt, hauptsächlich redet er, denn er ist sehr gesprächig und auch unterhaltsam, untermalt alles mit Gesten und erzählt von seinen Radtouren durch Montana und seinem Leben als Schreiner-Steinmetz-Forstarbeiter-etc. Der unschönste Teil ist, dass er von den Straßenarbeiten am Pass erzählt: wir werden fast den kompletten Aufstieg Schotterstraße haben, weil alles Baustelle ist. |