Auch heute haben wir es nicht weit, und so lassen wir uns Zeit mit dem Aufbruch. Da wir auf dem Zeltplatz hier eine sehr gute Internetverbindung haben, nutzen wir das nochmal zum Skypen. So wird es schon Mittag, bis wir losfahren, und somit Zeit zum Mittagessen. Dafür sind wählen wir ein kleines Café noch in Gardiner. Dort treffen wir zum ersten Mal seit einer Weile mal wieder Deutsche, mit denen wir uns unterhalten. Das ältere Ehepaar ist nett und beeindruckt, und es werden gleich wieder Bedenken vorgebracht: "Wir wollen es ja nicht hoffen, aber was ist, wenn die Kinder krank werden? Was ist, wenn sie sich verletzen?" Diese Bedenken kennen wir ja von vor der Reise, aber hier unterhalten wir uns mit vielen Menschen, und wir haben nie so etwas gehört, weder in Kanada noch in den USA. Da hieß es immer nur: super, toll, beeindruckend, einmaliges Erlebnis für die Kinder, usw. Da zeigt sich doch ein deutlicher Mentalitätsunterschied, die Nordamerikaner sind einfach viel positiver eingestellt.
Dann geht es durch das Roosevelt-Tor, ein großes Backsteintor, das mitten in der Landschaft steht, so richtig in den Yellowstone Nationalpark. Wir haben nur acht Kilometer, die sind aber alle bergauf. Auf der Hälfte der Strecke halten wir an einem Parkplatz, von wo eine kurze Wanderung zum sogenannten Boiling River, also dem kochenden Fluss führt. Das ist eine sehr ergiebige Quelle, in Deutschland würde es schon unter die Kategorie Flüsschen fallen, was hier einfach so aus dem Felsen herausfließt. Nur dass das Wasser hier so heiß ist, dass es dampft. Nach ca. 100 m ergießt sich dieser dampfende Fluss in mehreren kleinen Wasserfällen in den deutlich größeren Gardiner River. Dort sind mit großen Steinen kleine Becken gebaut, so dass sich das Wasser etwas staut und vermischen kann. Wie viele andere haben wir unsere Badesachen dabei und steigen in den Fluss. Man sitzt ein bisschen wie an der Perlenkette aufgereiht, denn auf der einen Seite ist der Gardiner River eiskalt, auf der anderen Seite der Zufluss brühend heiß, und nur wo sich das Wasser gerade richtig vermischt hat, fühlt man sich wie in einer großen warmen Badewanne. Nur im letzten Becken ist der Komfortbereich deutlich größer, aber um dorthin zu kommen, verkühlt man sich das eine Bein und verbrüht sich das andere.
Dann geht es nochmal steil bergauf. Kurz vor dem Zeltplatz kommt uns Ashea, unsere Gastgeberin von gestern entgegen. Morgen wollen wir uns die heißen Quellen hier anschauen, aber übermorgen will sie uns dann die großen Geysirbecken rund um Old Faithful zeigen, die wir wegen einer Straßensperrung nur mit sehr viel Aufwand mit dem Fahrrad erreichen könnten. Fünf Minuten später sind wir am Zeltplatz. Zum Glück gibt es hier wieder Hiker-Biker-Sites, denn trotz der Nachsaison, die am ersten September begonnen hat, ist der Campground komplett belegt. Hier treffen wir auch mal wieder auf einen Radreisenden, auch wenn dieser aus Montana stammt und nur ein paar Tage hier im Park unterwegs war. |