Bob fährt heute wieder Schotter, aber er hat sich noch nicht entschieden, ob er in den Bergen bleibt, oder ob er zum gleichen Zeltplatz runterkommt, den auch wir anpeilen (ich hatte diesen erst auf seiner Karte entdeckt, auf meinen war er gar nicht verzeichnet), um dann über die Straße nach Helena zu fahren.
Die ersten fünfzehn Kilometer sind Baustelle, und somit für uns auch Schotter. Dann biegen wir nach Süden ab und machen erstmal Mittag. Während der Mittagspause kommt eine Bauarbeiterin vorbei und meint, sie wollte uns nur informieren, dass die ganzen großen Trucks auf der Straße ein Stückchen weiter hinten abbiegen, aber die Passstraße selbst wäre extrem eng, vor allem für uns mit dem Anhänger.
Naja, so richtig bringt uns die Warnung nichts, von hier aus haben wir eh keine Alternative. Und sie stellt sich auch als ziemlich ūbertrieben heraus. Während des ganzen Aufstiegs ist es eine relativ breite, zweispurige Straße, auch durch die Serpentinen hindurch. Es fehlt nur der Seitenstreifen. Aber auch das stört nicht, denn der Verkehr geht fast gegen Null. So etwa alle fünf bis zehn Minuten kommt ein Auto vorbei, und auf dieser für amerikanische Verhältnisse ungewohnt kurvigen Straße fahren diese paar auch langsam und vorsichtig.
Bis auf die Hitze ist der Flesher Pass kein größeres Hindernis, es geht etwa 400 Höhenmeter mit moderater Steigung bergauf, dann haben wir mal wieder die kontinentale Wasserscheide überquert. Auf der anderen Seite geht es in ein enges Tal auf kurviger Strecke hinunter. Wieder hält sich die Steigung so sehr in Grenzen, dass wir trotz der engen Kurven unsere Bremsen fast nicht brauchen. Das ist wohl auch typisch für die USA: wenn die Straße geteert ist, bleiben die Steigungsprozente (von kurzen Wellen abgesehen) praktisch immer einstellig.
Als sich das Tal weitet fahren wir zwischen riesigen rundlichen Hügeln, die komplett mit gelben Grass bewachsen sind und auf denen sich nur vereinzelte Bäume befinden. Auch das Tal in der Mitte ist so bewachsen, abgesehen von den knallgrünen bewässerten Äckern.
Wir sind schon relativ früh am Zeltplatz/Lebensmittelladen/Antiquitätenhandel/Postbüro/Gemischtwarenhandlung, und genießen erst noch ein wenig den Nachmittag, bevor es dann ans übliche Abendprogramm geht. Gerade, als ich denke, dass Bob wohl nicht mehr kommt, fährt er um die Kurve, so dass wir Abends wieder Gesellschaft haben. Es ist schön, hier etwas intensiver mit einem Einheimischen Kontakt zu haben, so dass ein bisschen mehr Fragen stellen können, als es bei Kurzbekanntschaften angebracht wäre. Während man z.B. immer liest, dass man auch kleinste Kinder nie nackt baden lassen sollte, und weibliche Babies sogar immer auch ein Top tragen sollten, meint er, auch in Phileas seinem Alter hat er seine Kinder immer nackt baden geschickt, in dem Alter sollte es noch kein Problem sein und er hatte auch nie welche. |