Auch heute klingelt der Wecker wieder um sechs, denn die Strecke entlang des Lake McDonald ist ab elf Uhr morgens und bis vier Uhr Nachmittags für Radfahrer gesperrt, da sie eng und in dieser Zeit besonders stark von Autos befahren ist. Wir müssen also die ersten 25 km vorher zurückgelegt haben.
Da die Strecke relativ flach ist, gelingt uns das gut. Und das wir mal an einem See nicht zum Baden anhalten ist auch nicht so schlimm. Wenn ich zurückdenke, dann fallen mir im letzten Monat nur wenige Tage ein, an denen die Kinder nicht in einem See oder Fluss gebadet haben (und an denen waren wir fast immer auf einem Spielplatz). Phileas traut sich bei flach abfallendem Kiesboden inzwischen schon bis zu den Schultern hinein. Ich hatte in Waterton zweimal kurz und relativ erfolglos versucht, ihm Brustschwimmen beizubringen. Inzwischen könnte ich mir gut vorstellen, dass er bald selbstständig mit dem Hundepaddeln beginnt, so viel wie er in geeigneten Gewässern unterwegs ist.
Noch Vormittags kommen wir in West Glacier an. Hier habe ich über das warmshowers-Übernachtungsnetzwerk Jamie kontaktiert, und mir die Kugellager für den Anhänger und die neuen Stangen für unser Zelt dorthin schicken lassen. Außerdem können wir bei Ihr im Garten auch übernachten. Da sie aber erst um vier von der Arbeit kommt, haben wir noch mindestens fünf Stunden zu verbringen, was nicht weiter schwerfällt: erst gehen wir im einzigen Restaurant des winzigen Ortes essen, dann fährt Romy in den Waschsalon, während ich mit den Kindern in einer großen kanadischen (!) Touri-Info bin, wo es ein das Skelett eines Tyrannosaurus in Lebensgröße zu sehen und ein paar Plastikknochen auszubuddeln gibt (und noch weitere Mitmach-Ausstellungssachen).
Anschließend ist immer noch Zeit und so finden wir einen schönen kleinen Sandstrand am Flathead River, wo mal wieder Baden und Sandburgen bauen angesagt ist.
Gegen sechs sind wir dann bei Jamie, nur dass sie gerade Huckleberry pflücken ist. Also essen wir zu Abend. Dann nimmt sie mich mit zum Beeren pflücken, während Romy die Kinder ins Bett bringt. Schön, mal selbst etwas Huckleberries gepflückt zu haben, denn darauf scheinen sie hier in Montana ganz besonders stolz zu sein. In fast jedem Laden gibt es alle möglichen und unmöglichen Huckleberry-Produkte, von Bonbons über Tees und Kaffees bis hin zu Cremes.
Leider sind nur die Kugellager gekommen. Die Zeltstangen sind nicht da, weil, wie wir herausfinden, UPS nicht an Postfächer liefert, und ein solches hatte ich als Adresse angegeben. Mein Paket liegt in Kalispell, dem nächsten Verteilzentrum von UPS. Nach Kalispell müssen wir sowieso, da kann ich auch gleich noch das Paket abholen. Leider weiß ich nur nicht, ob es mir auch ausgehändigt werden wird, da nur Jamies Name als Empfänger auftaucht. |