Rachelle und Stephen sind nicht zum Entspannen, sondern zum Urlaub machen da. Und der Mini-Van, den sie gemietet haben ist ein Siebensitzer, so dass wir auch noch mit reinpassen. Also fahren wir heute alle zusammen zum Wandern zurück zum Glacier Nationalpark.
Wir haben uns für den Bowman Lake entschieden, einen See relativ weit im Norden. Erst geht es über die uns zum großen Teil schon bekannten Highways über Kalispell, Columbia Falls und West Glacier nach Norden. Nach einem Einkaufsstop ist es auch schon zwei, als wir in West Glacier sind. Ab hier sind die Straßen nur noch manchmal geteert, und so kommen wir deutlich langsamer voran. Aber wir haben nochmal einen schönen Blick auf die Berge des Parks während wir zum ersten Mal direkt durch eines der Waldbrandgebiete fahren, von denen wir schon so viele gesehen haben. Über Kilometer ragen hier nur noch kahle Stämme in die Luft, während die untersten zwei Meter schon wieder dicht überwuchert sind.
Früher wurden Waldbrände hier als Katastrophen gesehen, inzwischen setzt sich aber mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass sie notwendiger Teil der Natur sind. Denn durch die Bekämpfung ist es immer mehr zu anderen Problemen gekommen. So sind zum Beispiel die Gebiete, in denen lange Brände unterdrückt wurden, besonders brandgefärdet, weil das gut brennende Unterholz immer dichter wird. Auch hat sich hier über riesige Gebiete der Pine Beetle ausgebreitet, ein Käfer, der besonders ältere und schwächere Bäume befällt und tötet, die vor allem dort vorhanden sind, wo es lange nicht gebrannt hat. Zu guter Letzt hat sich die Natur schon so gut an die Waldbrände angepasst, dass es eine Baumart gibt, die sie zur Fortpflanzung braucht: die Zapfen dieser Bäume sind fest geschlossen, und werden durch die Hitze des Feuers aufgesprengt, so dass sich dadurch erst die Samen verteilen können.
Als wir von der "Hauptstraße" abbiegen, sind es nur noch sechs Meilen (ca. 10 km). Hier wird die Straße nochmal schlechter, sie besteht aus tiefem, von großen Schlaglöchern durchzogenen Schotter, und obwohl sie nur noch einspurig ist, muss man immer wieder Gegenverkehr durchlassen. Für dieses kurze letzte Stück brauchen wir nochmal über eine halbe Stunde. Gegen drei sind wir dann am See.
Der See ist nicht so einsam, wie man nach der Anfahrt vermuten könnte. Zumindest am Kopfende, wo die Straße endet, teilen wir uns den Strand mit vielen anderen, einige haben sogar Ruderboote mitgebracht, und es gibt einen Campingplatz. Erst baden wir alle und Picknicken, dann brechen wir zum Wandern auf. Da es kein Ziel gibt, dass weniger als zehn Kilometer entfernt ist, laufen wir einfach etwa einen Kilometer durch den Wald am Ufer entlang und dann wieder zurück, viel mehr lässt auch die Zeit gar nicht übrig, da wir ja noch eine lange Rückfahrt haben. vielleicht hätten wir einfach unser Zelt mit hierher bringen sollen... |