Wie schon gestern gedacht, wird es heute mit dem Aufstehen deutlich später. Auch das Zusammenpacken nimmt seine Zeit in Anspruch, denn wir quatschen weiter mit unseren Nachbarn. Da wir aber erwähnt hatten, dass unsere Vorräte knapp werden, bekommen wir noch ein "Lunchpaket" mit allem möglichem von Trockenobst über Klopapier bis hin zu Couscous geschenkt. Wir haben auch das Angebot, dass wir im Truck mitfahren könnten, hinten drauf wäre genug Platz für unsere Fahrräder und uns. Aber bis jetzt sind wir guter Dinge, dass wir es selbst schaffen.
Die Kinder fahren beide den Wanderweg bis zur Schotterstraße, dann gibt es etwas zu essen und Mika wird verladen. Um halb eins geht es richtig los. Phileas fährt die ersten 15 Kilometer selbst, er ist heute trotz der Hitze sehr motiviert. Nach der Pause darf dann Mika bei Romy angehängt auf dem Fahrrad fahren, denn Verkehr ist ja praktisch nicht vorhanden.
Die Schotterstraße ist zwar halbwegs ok von der Fahrbahnoberfläche her, aber obwohl sie dem Elk River folgt, geht es mitnichten immer sanft bergab am Fluss entlang. Vielmehr besteht die Strecke heute mal wieder aus einer Aneinanderreihung längerer und kürzerer Anstiege, was das Vorwärtskommen sehr mūhsam macht. Außer Wald und den Bergen zu beiden Seiten des Tales gibt es hier absolut nichts. So eine Leere kennt man aus Deutschland überhaupt nicht.
Schon deutlich nach fūnf passieren wir die Weary Creek Recreation Site. Bis Elkford sollen es nach ūbereinstimmenden Angaben verschiedener Leute 60 Kilometer sein, also hätten wir morgen noch 35 Kilometer. Aber der nächste Zeltplatz ist erst 10 km vor Elkford, also entschließen wir uns, hier zu bleiben.
Ich bin nicht glūcklich mit dem Entschluss und wäre gerne noch weiter gefahren, aber mit Blick auf die Uhr ist es die richtige Entscheidung. Und der Platz ist schön: direkt am flott fließenden Elk River ist eine Feuerstelle und ein Picknicktisch, und in etwas Entfernung ein ekelhaft stinkendes Plumpsklo.
Gegen zehn, als wir alle schon im Bett liegen, hält vor dem Zelt ein Auto. Ich strecke meinen Kopf hinaus und sehe einen jungen Mann aussteigen. Mit leicht französischem Akzent fragt er, ob wir ein Pferd gesehen hätten. Da kann ich ihm aber leider nicht weiter helfen. Dafür sind die Kinder, die beide endlich fast eingeschlafen waren (sie hatten beide ein Schläfchen tagsüber) wieder hellwach.
Mitten in der Nacht, es ist schon lange dunkel, höre ich draußen wieder einen Motor gurgeln. Das Fahrzeug hält und der Motor läuft einfach weiter. Als ich meinen Kopf erneut zum Zelt rausstecke, setzt der Pickup-Truck rückwärts in unsere Einfahrt, wendet, und fährt wieder davon. Hier ist nachts ja fast mehr Verkehr als tagsüber. |