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Ägypten 2006

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Übersicht

Bild des Tages

07.10.2006

Strecke:Ras Mal'ab - 15 km nördlich von Suez (السويس)
Distanz:108,10 km
Schnitt:16.0 km/h
Höhenmeter:147
Fahrtzeit:06:44:14


Bericht für den 06.10.-08.10.

Hallo noch einmal,

ich bin inzwischen gut nach Hause gekommen. Auf Grund der positiven Resonanz auf meinen Rundbrief und der Bitte von ein paar Leuten, doch auch noch von Kairo zu erzählen, habe ich mich noch zu einem ziemlich langen Abschlussbericht hinreißen lassen. Also schließt sich dieser Text jetzt direkt an das letzte Lebenszeichen an. Dieses endete damit, dass wir nach dem verlassen des Berg Sinai abseits der Straße in zwei kleinen, nicht bebauten Feldern übernachtet haben, trotz der expliziten Warnung vor genau dieser Situation.

In der Nacht sind keine schwerbewaffneten Drogendealer aufgetaucht und so können wir am nächsten Tag wie geplant unsere Reise fortsetzen. Es geht noch weitere 20 km bergab, dann haben wir wieder das Rote Meer erreicht, genauer, den Golf von Suez. An diesem fahren wir jetzt Richtung Nordwesten, um dann beim Suezkanal überzusetzen. Es weht ein kräftiger Wind, und leider kommt er genau da her, wo wir hinwollen. So macht es heute keinen Spaß. Jeden Kilometer muss man dem Wind abtrotzen, obwohl wir am Limit fahren, liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit nur bei 14 km/h im Flachland. Bei Windstille wären wir mit dieser Anstrengung gut doppelt so schnell unterwegs. So vergeht der Tag, obwohl er nicht enden will. Die Zeit ist zäh wie Honig, und wir sind bei jeder kleinen Pause kaum motiviert, uns wieder in die Sättel zu Schwingen. Für eine Weile haben wir das Glück, dass uns ein Radlader überholt, bei dem wir uns in den Windschatten hängen können. Trotz des ohrenbetäubenden Lärms eine Wohltat. Leider hat er nach etwa zehn Kilometern sein Ziel erreicht, und wir sind wieder alleine mit dem Wind.

Abends suchen wir uns eine kaum sichtgeschützte Stelle hinter ein paar Kiesbergen direkt an der Straße. Das Dorf, dass hier auf der Karte eingezeichnet ist, existiert leider nicht, deshalb werden wir morgen mit unseren noch verbliebenen Vorräten sparsam umgehen müssen. Das nächste Dorf ist noch fast fünfzig Kilometer entfernt. Auch beim Wind gibt es keine Aussicht auf Besserung. Alle Bäume, die wir heute auf der Strecke gesehen haben, wachsen schon windschief Richtung Südosten-oben. Der Wind bläst hier wohl immer so.

Der nächste Tag geht weiter, wie der letzte aufgehört hat: windig, Gegenwind. Einzig der Strand verändert sein Gesicht. Bis jetzt waren nur sporadisch Hotelanlagen im Bau zu sehen, und sonst ging die Wüste direkt ins Meer über. Jetzt wird die Bebauung immer dichter und schließlich steht Touristenbunker neben Touristenbunker, fast ausnahmslos sind sie aber noch im Bau. Als angenehmen Seiteneffekt gibt es aber wenigstens etwas zu kaufen, so dass uns das Wasser doch nicht ausgehen wird. An einer Tankstelle finden wir nur Importware, von Milka über Mentos bis hin zu Chio Chips, nur westliche Produkte. Auf westlichem Preisniveau.

Schließlich erreichen wir das Nordende des Golfs von Suez, wo der Golf in den Kanal übergeht. Diesem folgen wir noch ein weiteres Stück nach Norden, wo wir eine Fähre nehmen wollen. Diese ist aber wohl nur für Lastwagen gedacht, jedenfalls werden wir von dem Militärposten davor zurückgeschickt, wir sollten den Tunnel nehmen. Also wieder zurück und ein Stückchen weiter oben Richtung Tunnel abgebogen. Auch hier werden wir vom Kontrollposten zurückgehalten, wir sollten warten. Worauf wir warten, wird uns nicht gesagt. Nach einer Weile klärt sich das von selbst. Ein leerer Pickup, der durch den Tunnel will wird angehalten und wir müssen unsere Räder verladen. Dann geht es mit mörderischer Geschwindigkeit durch den Tunnel und auf der anderen Seite werden wir wieder abgeladen und der Pickup braust weiter. Inzwischen neigt sich die Sonne auch schon wieder dem Horizont zu, wir essen noch was und suchen uns dann einen Schlafplatz. Endlich sind wir in Afrika!

Die gelbe Straße, die wir nach Kairo hinein nehmen wollten, existiert nur als ungeteerte Piste durch ein Militärgebiet. Also bleibt nur die Autobahn. Leider gibt es keinen Seitenstreifen, aber zum Glück fahren die Lastwagen alle rücksichtsvoll und der Verkehr ist recht dünn. Auch der Wind hat aufgehört, teilweise haben wir sogar leichten Rückenwind, so dass wir gut vorwärts kommen. So strampeln wir uns durch einen ereignislosen Vormittag, während Kairo wie von selbst immer näher kommt.

Gegen halb drei haben wir den Stadtrand erreicht. Der Verkehr wird mit jedem zurückgelegten Kilometer dichter. Zu beiden Straßenseiten stehen immer mehr Gebäude, anfangs viele Kasernen, dann ganz normale Wohn- und Geschäftsviertel. Der Geräuschpegel hat inzwischen den einer durchschnittlichen orientalischen Großstadt erreicht und wir sind noch weit vom Zentrum weg. Wir folgen den Wegweisern in Richtung des Ägyptischen Mueseums, da sich das Budgethotelviertel ganz in der Nähe davon befindet. Zehn Kilometer vor dem Zentrum gelangen wir auf eine Hochstraße. Hier wird oberhalb der Fahrbahn auf einer Brücke eine zweite kreuzungsfreie Fahrbahn auf Höhe der Dächer geführt. Bis zum Museum verlassen wir diese nicht mehr. Es gibt zwar immer wieder Zu- und Abfahrten, manchmal wird auch eine dritte Lage eingezogen und wir sind mal weiter über dem Boden und mal weniger weit, aber wir kommen ohne Stop bis ins Zentrum.

Sobald wir die Hochstraße verlassen haben, befinden wir uns im Moloch. Die Autos kommen, wenn überhaupt, nur noch im Schritttempo voran, und jeder hupt dabei unentwegt. Fußgänger nutzen die kleinen Lücken zwischen den Autos, um mitten im laufenden Verkehr die Straße zu überqueren. An jeder Kreuzung stehen ein paar Polizisten, um durchzusetzen, dass die Ampeln nicht ignoriert werden. Sie werden ignoriert. Eine tosende Mischung von Verkehrslärm durchzieht die Straßen, unterhalten während dem Rad fahren ist praktisch unmöglich.

Schnell ist die Straße gefunden, in der sich einige billige Hotels befinden. Viele sind voll belegt oder sehr heruntergekommen und so entschließen wir uns für das teuerste, das wir uns angeschaut haben. Noch etwas Luxus zum Abschluss unserer Tour kann nicht schaden. Das Hotel befindet sich im fünften Stock eines schönen Altbaus. Die Decken in den Zimmern sind über drei Meter groß, Flur und Räume großzügig bemessen, eine Lobby mit gemütlichen Sitzkissen und einer kleinen Bibliothek mit Büchern in vielen verschiedenen Sprachen steht zur Verfügung. Die Badezimmer sind blitzblank, schön gefließt und groß. Das Zimmer hat Klimaanlage und Balkon, außerdem stehen vier Betten darin, so dass wir noch genügend Ablagefläche zur Verfügung haben. Außerdem kann ich als Bonus noch einen kostenlosen Transport zum Flughafen heraushandeln. Dafür zahlen wir gerne 7,50€ pro Person.

lg
   Uwe
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