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Ägypten 2006

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Übersicht

Bild des Tages

28.08.2006

Strecke:in İstanbul
Distanz:--,-- km
Schnitt:--,- km/h
Höhenmeter:----
Fahrtzeit:--:--:--


Bericht für den 26.08.-30.08.

Nach dem Grenzuebertritt von Bulgarien in die Tuerkei konnte man sofort eine ganz andere Mentalitaet bemerken. Kinder winken aufgeregt vom Strassenrand, Maenner versuchen, uns heranzuwinken um uns zum Tee einzuladen und von fast jedem LKW wird man mit Hupe, Lichthupe und winken auf einmal begruesst, was mir nach ein paar Tagen auf der Strasse allerdings langsam laestig wird. Ausserdem werden wir gleich in der ersten Stadt auf deutsch angesprochen, ob wir denn Hilfe brauchen. Man wird so freundlich und offen aufgenommen, mir erscheint es fast ueberfluessig, noch einen blickgeschuetzten Platz zum Uebernachten zu suchen. Ein Melonenverkaeufer, bei dem wir eine Wassermelone fuer 75 Kasar (ca. 40 cent) kaufen, laedt uns erst an einem Stand zu einer Honigmelone ein, und als wir weiterfahren, schenkt er uns noch eine zweite Wassermelone. Das Wetter ist, wie man es von der Tuerkei erwartet: Heiss und sonnig. So erreichen wir nach zwei Tagen Istanbul.

Istanbul ist unbeschreiblich, Moloch und moderne Grossstadt gleichzeitig. Bei der Einfahrt haben wir Glueck, dass gerade Sonntag ist, und deswegen recht wenig Verkehr. Es reicht auch so noch, denn von der Freundlichkeit der Tuerken ist hinter dem Steuer nicht mehr viel zu bemerken, es wird ruecvksichtslos ueberholt, auch wenn gerade noch eine handbreit Platz dazu da ist. Die Innenstadt empfaengt uns mit reichlich Atmosphaere, mit ihren zwei grossen Moscheen und dem Topkapi Palast. Nur ein paar Minuten zu Fuss entfernt ist auch das Backpackerviertel, wo wir uns in einem guenstigen Viererzimmer einquartieren. Beim Schieben zum Hotel habe auch ich meinen ersten Platten. Naja, nicht so schlimm, ich will ja sowieso noch die Felge wechseln, da muss ich das Fahrrad eh auseinandernehmen.

Am ersten Tag in Istanbul besichtigen wir den Topkapi Palast, den Sultanspalast hier in Istanbul. Eine ziemlich grosse Anlage, allerdings empfinde ich sie als nicht sonderlich prunkvoll. Ausserdem zahlen wir jeder zehn Euro Eintritt, plus nochmal fuenf fuer einen Audioguide. Aber mit Infos halten sie sich sowohl in Ton als auch in Text sehr zurueck. Man kann sich zwar alles anschauen, kriegt aber kaum mit, was man denn eigentlich sieht. Das einzig richtig Interessante scheint eine Ausstellung ueber die Geschichte tuerkischer Baeder, aber die ist leider nur in tuerkisch beschriftet. Sehr schade, ich denke, man koennte aus der Anlage sehr viel mehr machen.

Anschliessend besuchen wir den grossen Basar. Ein ueberdachtes Gewirr von Gaengen, mit hunderten von kleinen Laeden, leider im Angebot schon sehr auf Touristen abgestimmt. Es sind aber auch fast nur Touristen unterwegs. Im sich daran anschliessenden nicht ueberdachten Basarviertel ist alles schon sehr viel originaler. Da gibt es eine Gasse, in der alle Laeden nur Kopftuecher verkaufen, eine weitere, da beschraenkt sich das Angebot auf Socken, und so weiter. Ich frage mich, wie man bei so viel Konkurrenz von den paar verbleibenden Kunden noch leben kann. Leider ist es schon nach sechs und die Laeden schliessen. Das verbleibende Abendlicht nutzen wir zu einem Spaziergang am Bosporus entlang. Ein Schuhputzer, der uns entgegenkommt, verliert seine Buerste wir heben sie fuer ihn auf und ehe ichs mich versehe, ist mein Fuss schon unter seiner Buerste. Er labert mich so zu, dass ich gar nicht dazu komme, nein zu sagen, und nach zwei Minuten Arbeit will er Geld. Ich will ihm ein paar Pfennige in die Hand druecken, aber er und ein zweiter, der inzwischen hinzugekommen ist, meint die ganze Zeit irgendwas von Change, change. Wir verstehen es beide so, dass er halt wechseln will, und geben ihm zehn Lira. Er steckt den Schein sofort weg und will noch einen, sagt, das Schuhputzen kostet fuenfzehn Lira, also knapp acht Euro. Laecherlich. Da weigere ich mich natuerlich, aber an die zehn Lira, die ich schon aus der Hand gegeben habe, komme ich natuerlich auch nicht mehr. Sehr aergerlich, die ganze Geschichte. Ich nehme mir fest vor, mich in Zukunft nicht mehr so leicht ueberrumpeln zu lassen. Lange nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir zurueck. Im Hotel ist inzwischen ein Deutscher angekommen, der mit dem Fahrrad nach Indien will, und durch Osteuropa schon zweieinhalb Monate unterwegs war. Bei tuerkischem Tee wird es auf dem Balkon sehr schnell drei Uhr, bevor wir ins Bett gehen.

Den Tag darauf verwende ich darauf, einen Fahrradladen zu finden, den uns ein Tuerke empfohlen hat, den wir ausserhalb von Istanbul getroffen hatten und der mit dem Fahrrad nach Moskau wollte. Er liegt auf der asiatischen Seite und ich bin, obwohl er sich problemlos findet, fuenf Stunden unterwegs. Aber es hat sich gelohnt: sie haben eine passende Felge, und zwar von guter Qualitaet, wie ueberhaupt der Laden einen sehr professionellen Eindruck macht, ganz im Gegensatz zu den Fahrradhaendlern auf dem Basar. Nach meiner Rueckkehr reicht die Zeit noch, um Ayasofya zu besichtigen, die groesste Moschee Istanbuls. Sie wurde schon im siebten Jahrhundert als christliche Basilika errichtet und war bis zum Bau des Petersdoms die groesste Kirche der Welt. Nach der Einnahme Istanbuls durch die Tuerken wurde sie zu einer Moschee, Minarette wurden dazugebaut, etc. Die schiere Groesse ist beeindruckend, leider sind die Infos zur Geschichte und Hintergrund wieder sehr spaerlich.

Am Abend fahren wir nochmals zusammen mit der Faehre ueber den Bospurus auf die asiatische Seite. Die Sonne geht gerade unter als wir ablegen und wir sehen die historische Altstadt im roten Abendlicht versinken. Die asiatische Seite ist wesentlich moderner. Haeuserschluchten und Glasfronten bestimmen das Bild, aber dazischen herrscht immernoch Basaratmosphaere mit vielen kleinen Laeden. Im Hafen findet gerade ein tuerkisches Fest statt, eine Buehne mit Band ist aufgebaut, vor der die Leute sich in einem grossen Kreis zusammenfinden um zu tanzen. Ausserdem ist jede Region der Tuerkei mit einem Stand und einer Spezialitaet vertreten. Nach dem ganzen Touristenrummel ist es schoen, hier mal authentische Tuerkei zu erleben. Inziwschen ist es auch Nacht geworden und auf der Rueckfahrt leuchten an den Ufern zu beiden Seiten des Bosporus tausende Lichter, die sich im schwarzen Wasser nochmals widerspiegeln. Die Altstadt ist gekonnt beleuchtet, und die beiden grossen Moscheen stechen nochmals besonders hervor.

Am letzten Tag erkunden wir noch die zweite grosse Moschee, und auch nochmals den Basar. Ausserdem bin ich viel damit beschaeftigt, meine Felge zu tauschen und das Fahrrad zu flicken. Als ich fertig bin, ist es bereits spaet in der Nacht. Von oben ruft der Herbergsvater und klopft. Ich denke, er ruft nach seinen Untergebenen, aber es hoert einfach nicht auf. Thomas, der andere deutsche Radfahrer sagt mir schliesslich, dass er oben auf der Dachterrasse war, und aus dem Nachbardach dicke Rauchschwaden aufsteigen. Es bricht hektische Aktivitaet aus, wir beginnen, in jedem Badezimmer grosse 30l Wasserflaschen zu fuellen, die wir aufs Dach nach oben weiterreichen. Ein Badezimmer ist noch besetzt, es duscht gerade jemand. Schoen, mal jemand aus dem Badezimmer zu werfen, weil es brennt, das hat sowas richtig Klischeehaftes. Aus den Wasserhaehnen kommt viel zu wenig Wasser und inzwischen breitet sich auch der beissende Brandgeruch aus. Aber mehr koennen wir auch nicht tun, also machen wir einfach weiter mit Flaschen abfuellen. Nach ca. 20 min trifft dann die Feuerwehr ein und erledigt den Rest der Arbeit. Noch ein aufregender Abschluss unseres Aufenthaltes, morgen geht es dann weiter.

Claudia und ich haben uns vor zwei Jahren auf der Fahrradtour nach Norwegen kennengelernt und letztes Jahr geheiratet. Sie kommt urspruenglich aus der Naehe von Bielefeld aber inziwschen wohnen und studieren wir beide in Erlangen. Ihr Pass ist noch aelter, deswegen steht noch nicht der aktuelle Nachname drin. Diese Geschichte haben wir uns bereitgelegt und werden sie waehrend der restlichen Fahrt erzaehlen, da es in diesem Teil der Welt laut Reisefuehrer kaum verstanden wird, wenn Mann und Frau zu zweit nur freundschaftlich verbunden reisen und es z.B. auch bei Hotelzimmern wesentlich weniger Probleme macht. Alle, die sich beschwert hatten, nicht zur Hochzeit eingeladen gewesen zu sein, kann ich beruhigen, bei der fiktiven Hochzeit wart ihr natuerlich auch alle dabei ;-)

So, ich muss dann mal wieder Schluss machen, der Rest der Tuerkei folgt dann in ein paar Tagen aus Aleppo.

lg
   Uwe

PS: Wir sind gerade eben wieder von einem Tuerken aus Hamburg angesprochen worden. Er hat sich ein wenig mit uns unterhalten und uebernimmt selbstverstaendlich die Rechnung fuers Internetcafe, wenn er uns schon nicht zum Essen einladen darf :-)
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