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Ägypten 2006

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Übersicht

Bild des Tages

23.09.2006

Strecke:100km vor Damaskus (دمشق) - Damaskus (دمشق)
Distanz:108,51 km
Schnitt:23,6 km/h
Höhenmeter:302
Fahrtzeit:04:35:48


Bericht für den 22.09.-01.10.

Hallo alle zusammen,

so, diesmal hab ich den Betreff verwechselt, naja, hier kommt das richtige Lebenszeichen.

Tja, inzwischen sind wir in Suedjordanien angekommen morgen werden wir wahrscheinlich das rote Meer erreichen und dann mit der Faehre nach Aegypten uebersetzen. Wahrscheinlich ist das also das vorletzte Lebenszeichen, eins wird dann noch aus Kairo kommen.

Heute bin ich dabei, mich von einer leichten Lebensmittelvergiftung zu erholen, die ich mir gestern abend zugezogen habe. Ich war die ganze Nacht damit beschaeftigt, mich zu uebergeben, aber jetzt geht es zum Glueck wieder, nachher werde ich dann versuchen, wieder was zu essen.

Direkt vor dem Hotel haben wir eine Moschee mit einem lustigen Muezzin (die Leute, die von den Minaretten aus zum Gebet rufen). Dazu muss man sagen, dass sich niemand mehr die Muehe macht, die Minarette zu besteigen und sich die Lunge aus dem Leib schreit in dem Versuch, gegen den Verkehrslaerm anzukommen. Auf ausnahmslos allen Minaretten befinden sich grosse Megaphone, um so dem Muezzin das Leben zu erleichtern. So wird seit der Tuerkei fuenf mal taeglich per Megaphon zum Gebet gerufen. Vor Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, abends und nach Sonnenuntergang. Im Idealfall klingt das ganze dann wie ein melodischer Klageruf, bei dem die einzelnen Woerter sehr lang gezogen werden. Leider scheint die Auswahl der Muezzins sich nicht danach zu richten, wie gut sie singen koennen. Wenn gleichzeitig noch die Megaphonqualitaet zu wuenschen uebrig laesst, dann klingt das ganze nach einem jaulenden Hund, dem man ein Mikrofon umgebunden hat, dass blechern klingt und scheppert. Auch die Motivation des einzelnen haengt nicht von seinen Sangeskuensten ab. In Ankara hatten wir so ein schlechtes Megaphon mit schlechtem Muezzin dahinter direkt vor dem Hotelfenster und um fuenf Uhr morgens faengt er fuer zwanzig Minuten das singen an. Danach ist man wach! Meist dauert der Gebetsruf vielleicht eine halbe Minute. Der Muezzin von unserem Hotel heute singt nicht, sondern er rapt. Gleichzeitig klingt er lustlos und es ist auch nach zehn Sekunden wieder Schluss.

Um nochmal die Gastfreundschaft in diesen Laendern zu verdeutlichen moechte ich ein Gespraech wiedergeben, dass wir mit einem Motorradfahrer kurz ausserhalb von Damaskus gefuehrt haben. In aehnlicher Weise werden wir hier aber mehrmals taeglich angesprochen. Ich sitze am Strassenrand, um meine Trinkflasche nachzufuellen. Ein Motoradfahrer kommt von hinten an, haelt an und spricht uns an:

Motoradfahrer: Hey guys. Can I help you?
Ich: No, thank you, we're fine.
M: Where are you from?
I: Germany.
M: (anerkennendes Augenbrauenhochziehen) Oh, Germany, very good. Welcome to Syria! Do you need anything?
I: No, thank you, we're fine.
M: My house is just two kilometers back there. Can I invite you? (Damit ist erstmal eine Einladung zum Essen gemeint, die sich unweigerlich zur Uebernachtung erweitert)
I: No, we want to travel some more kilometers today. We don't have time.
M: You know, I saw to foreigners, so I got onto my motorcycle to catch up with you and ask if you can need some help. Are you sure you don't need anything?
I: Thank you, we're fine.
M: Do you have something to write? I can give you my phone number, if you have any problems here in Syria, you can call me.
I: Sure. (Ich gebe ihm mein Notizbuechlein, er schreibt seine Nummer hinein)
M: Welcome to Syria. Have a good trip.
I: Thank you, good bye.

Und das war einer derjenigen, die leichter davon zu ueberzeugen waren, dass alles in Ordnung ist und wir keine Hilfe brauchen.

Ansonsten war der Tag von Damaskus Richtung Jordanien auf syrischer Seite recht ereignislos. Starker Seitenwind macht das vorwaertskommen recht zaeh, wir wechseln uns mit dem vorne fahren am. So geht es durch wueste Landschaft mit etwas Bewaesserungsfeldbau auf die jordanische Grenze zu. Wir kommen genau so an, wie wir nicht ankommen wollten, naemlich etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. So lohnt es sich nicht, noch weit vor der Grenze auf syrischer Seite zu zelten und wir koennen auch auf jordanischer Seite nicht mehr allzu weit von der Grenze weg. An der Grenze gibt es keinerlei Probleme. Die Geschenke von dem Antiquitaetenhaendler hatten mir noch etwas Sorgen gemacht, aber wir werden nicht durchsucht und so hat sich auch das erledigt. Schon an der Grenze wird uns empfohlen, doch bei der Polizeistation zu uebernachten. Dort angekommen moechte ich nicht so direkt fragen, ob wir dort uebernachten koennen und erkundige mich nach einem Platz zum campen. Natuerlich ist das auf dem ummauerten Polizeiparkplatz kein Problem. In der Stadt auf der Suche nach einem Falafelstand werden wir dann noch von einem Apothekenbesitzer zum essen eingeladen. Er tischt uns ein Mahl zum Fastenbrechen auf, ich denke, es sind die Reste vom Abendessen der Familie. Ein richtiges Festessen. Fisch, Huhn, Lamm, Salat, Beilagen und Nachtisch. Alles sehr sehr lecker.

Am naechsten Tag geht es dann weiter in den Jordangraben. Bis jetzt waren wir immer auf etwa 500 bis 600m ueber dem Meer unterwegs, jetzt sind wir 300m unter dem Meer unterwegs und die Temperatur entsprechend hoeher. Bis jetzt hatten wir mit dem Wetter Glueck. Von zwei sehr heissen Tagen in der Suedtuerkei abgesehen, waren die Temperaturen immer sehr ertraeglich. Sogar in der syrischen Wueste hatten wir nur etwas ueber 40 Grad in der Sonne. Schatten war leider keiner vorhanden, aber die Temperatur im theoretischen Schatten duerfte nicht weit ueber 30 Grad gelegen haben. Hier haben wir immer noch nicht viel Schatten, aber die Temperatur in der Sonne kratzt an der 50 Grad Marke und gleichzeitig ist die Luftfeuchtigkeit etwas hoeher. Das Vorwaertskommen wird sehr unangenehm, vor allem das Pause machen empfinde ich als Qual. Bei Claudia ist es leider genau umgekehrt, sie will bei dieser Hitze nur Pause machen. Aber auch dieser Tag geht irgendwann vorbei und am Abend sehen wir in der Ferne unter der Sichel des zunehmenden Mondes das Tote Meer glaenzen.

Am naechsten Tag ist es noch heisser und die Luftfeuchtigkeit noch hoeher. In dieser Gluthitze geht es am Toten Meer entlang. Es koennen auch nur Menschen in einer Gegend, in der es keine natuerlichen Seen und kaum staendig wasserfuehrende Fluesse gibt auf die Idee kommen, so ein Ding "Meer" zu nennen. Etwa siebzig km lang und siebzehn Kilometer breit ist es mit einer Flaeche von etwa 600 km² etwa genauso gross wie der Bodensee. aufgrund der recht geringen Breite wirkt es allerdings noch kleiner. Das Tote Meer liegt, wie sollte es anders sein, in einer Wuestenlandschaft. Ausser dem Meer selbst ist nirgendwo ein Hinweis auf Wasser zu entdecken, auch Pflanzen gibt es kaum irgendwo. Zu beiden Seiten hat der See ein Steilufer von einigen hundert Meter Hoehe, dass immer wieder von Wadis tief eingeschnitten wird. Wegen diesem Steilufer ist auch die Strecke leider nicht flach. Immer wieder zieht sich die Strasse das Ufer hinauf, nur um gleich darauf wieder fast bis zum Wasserspiegel abzufallen. Ein Bad lassen wir uns natuerlich nicht nehmen. Das Wasser ist sehr warm und bis Huefthoehe spuert man keinen Unterschied zu einem normalen Bad im See. Danach fuehlt man sich allerdings zunehmend leicht und weiter als bis Schulterhoehe kann man nicht hineinlaufen, weil der Bodenkontakt verlorengeht. Brustschwimmen ist auch nicht moeglich, ich habe so viel auftrieb, dass ich ein Hohlkreuz bekomme und meine Unterschenkel in der typischen Brustschwimmstellung komplett aus dem Wasser herausragen! Also lassen wir uns etwas auf dem Ruecken treiben, leider fehlt die Zeitung, um das typische Bild vom zeitunglesenden Totenmeerbader zu schiessen.

Die Temperaturen liegen inzwischen deutlich ueber 50 Grad in der Sonne deswegen legen drei Stunden Mittagspause ein, weil Claudia nicht mehr fahren kann. Danach ist es leider immernoch nicht kuehler, aber wir kommen, unterbrochen von vielen Pausen noch etwas weiter. Es geht wieder weg vom Toten Meer, in knallender Sonne bergauf. Bis zum Abend erreichen wir wenigstens wieder 200m ueber dem Meer, so dass es morgen wahrscheinlich nicht mehr ganz so heiss wird.

Am naechsten Tag geht es weiter bergauf, bis auf ueber 1000m. Hier laesst es sich wieder angenehm fahren. Auf dieser Hoehe geht es dann relativ flach weiter bis nach Petra nur unterbrochen von einem riesigen Wadi. Die Hochflaeche bricht ploetzlich in Steilhaengen ab, der Talboden liegt 800m unter uns und auf der anderen Seite des Tals sieht man die Fortsetzung der Hochebene. Zum durchqueren geht ein grosser Teil des Tages drauf, besonders weil die Temperaturen, am Talboden um 15 Grad hoeher liegen als auf der Hochebene. So ist wieder eine lange Mittagspause faellig.

Ich habe etwas das Gefuehl, das in dieser Mail der Schreibfluss fehlt. Ich hoffe, es ist nicht zu zusammengestoepselt alles. Bis Kairo dann

lg
   Uwe
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