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Teheran - Kabul

 

Februar 2003
SoMoDiMiDo FrSa
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März 2003
SoMoDiMiDo FrSa
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08.02.03 – Tag 93
Teheran
Wetter: Sonnenschein

Teheran, nachdem wir eine so ungewöhnlich lange Zeit schon hier verbracht hatten und zum ersten Mal überhaupt irgendwohin zurückkommen, ist es fast wie eine Heimkehr. Die Gebäude und Straßen sind schon bekannt, man muss sich nicht erst neu orientieren und ein Hotel suchen, usw. Als erstes checken wir wieder in das gleiche Hotel ein, indem wir schon das letzte Mal waren, trotz der Schaben, die uns dort gelegentlich begegnet sind. Es hält auch gleich eine erste freudige Überraschung für uns bereit: unsere Fahrräder sind noch da, und es scheinen auch keine Einzelteile zu fehlen...
Dann geht das übliche wieder los. Wir wollen zur Bank, um Geld abzuholen, können aber nicht, weil das Hotel unsere Pässe an die Polizei weitergegeben hat. Sie kommen so gegen zehn zurück. Um halb zehn (!) haben wir dann unsere Pässe und verbringen die Zeit von zehn bis halb zwölf auf der Bank mit den Formalitäten, die ich vormals schon beschrieben habe.
Dann wollen wir uns noch den „Former US Den of Espionage“ anschauen, die frühere amerikanische Botschaft in Teheran. Sie soll jetzt ein Trainingslager für Revolutionsgarden sein und auf der Mauer herum sollen übelste Schmähungen Amerikas geschmiert sein. (Heil diesen Händen...) Sie findet sich aber nicht, also verbringen wir den Rest des Tages damit, uns geistig auf morgen einzustellen.
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09.02.03 – Tag 94
Etappe 54: Teheran – vor Lasjerd (166,85 km)
Schnitt: 19,7 km/h
Höhenmeter: 547
Wetter: sonnig

Erstmal mussten wir aus Teheran rausfinden, das gestaltet sich bei so einem Moloch nicht immer leicht. Anschließend sind wir gut vorwärts gekommen, schönes Wetter, nur leider recht kühl und immerhin windstill.
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10.02.03 – Tag 95
Etappe 55: vor Lasjerd – Amiriyeh (154,53 km)
Schnitt: 20,0 km/h
Höhenmeter: 1262
Wetter: sonnig

Heute mussten wir über einen kleinen 1000m-Hügel drüber. Davor war mal wieder eine Polizeikontrolle fällig. Nachdem die üblichen Formalitäten geklärt sind (Nürnberg hat einen Verein in der ersten Liga, Mahdavikia spielt bei Hamburg, irgend ein anderer Iraner bei Bochum und Ali Daei kennen wir auch) dürfen wir weiter fahren. In dem Kaff vor dem Anstieg laden wir noch 12 kg Wasser zu, um es uns nicht ganz so leicht zu machen und dann verbringen wir fast den ganzen restlichen Tag im Berg. Runter haben wir dafür Rückenwind und es geht schön gleichmäßig leicht bergab. Über eine halbe Stunde fahren wir einen 45-Schnitt. Es findet sich ein sehr gut erhaltenes, verlassenes Haus, so dass wir nicht mal unser Zelt aufstellen müssen.
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Unser Haus für die Nacht



11.02.03 – Tag 96
Etappe 56: Amiriyeh – vor Meyamey (133,25 km)
Schnitt: 18,7 km/h
Höhenmeter: 495
Wetter: sonnig

Kräftiger Gegenwind heute. Wenn es so weiter geht, dann schaffen wir es nicht in sechs Tagen bis nach Mashhad. Aber der Zeltplatz ist um so schöner. Auf dem Hügel blickt man auf ein ausgedehntes Tal Richtung Osten, im Norden und Süden eingerahmt von schneebedeckten Bergen. In die andere Richtung sieht man weiteres Hügelland. Es wird Abends schon wieder empfindlich kalt.
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12.02.03 – Tag 97
Etappe 57: vor Meyamey – hinter Davarzan (169,18 km)
Schnitt: 22,4 km/h
Höhenmeter: 595
Wetter: sonnig

Kräftiger Rückenwind heute. Es war eine sehr angenehme und auch sehr flotte Fahrt anfangs durch das gestern beschriebene Tal und dann über einen Grat hinüber in die iranische Wüste hinein. Dort haben wir zum ersten Mal Dromedare in freier Wildbahn gesehen. Ein paar Teheraner offensichtlich auch, denn sie haben sofort angehalten und haben versucht, sich eins zu fangen. Ziemlich aussichtslos zu Fuß, aber lustig anzuschauen. Aber hier ist es jetzt so richtig menschenleer nur alle fünfzig Kilometer oder so findet sich mal ein kleines Dorf ohne Strom und Wasser. Ich habe den ersten Sonnenbrand der Saison.
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Kamele



13.02.03 – Tag 98
Etappe 58: hinter Davarzan – vor Neyshabur (120,71 km)
Schnitt: 17,6 km/h
Höhenmeter: 408
Wetter: bedeckt

Der Wind hat wieder gedreht und wieder an Stärke gewonnen. Wir kommen kaum vorwärts, obwohl wir mit vollem Einsatz fahren. So macht es auch keinen Spaß. Gegen Nachmittag wird es zum Glück etwas besser, obwohl der Wind immer noch kräftig von vorne kommt. Wir machen recht früh Schluss, ziemlich fertig und in der Hoffnung, dass sich unsere Erfahrung bestätigt und der Wind morgen wieder dreht.
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14.02.03 – Tag 99
Etappe 59: vor Neyshabur – Neyshabur (37,93 km)
Schnitt: 15,4 km/h
Höhenmeter: 122
Wetter: Regen

Als wir wie immer um halb sechs aufwachen, hört man ein Prasseln auf der Zeltplane. Und das in der iranischen Wüste! Also bleiben wir erstmal liegen. Als es sich auch bis zehn noch nicht gebessert hat, entschließen wir uns, trotzdem loszufahren. Auch der Wind hat leider nicht gedreht, er treibt uns den Regen ins Gesicht. Ziemlich hässliches Wetter. Aber weit werden wir nicht mehr fahren, Mashhad erreichen wir heute sowieso nicht mehr, nachdem wir so spät aufgebrochen sind.
Als ich mittags in Neyshabur in einer kleinen Lebensmittelhandlung zwei Dosen Bohnen kaufe, lädt mich der Ladenbesitzer per Zeichensprache dazu ein, eine Nacht zu bleiben. Wir nehmen an, erstens, weil wir schon so viele Einladungen ausgeschlagen haben, und zweitens, weil es bei dem Wetter allemal angenehmer ist, ein festes Dach über dem Kopf zu haben.
Er macht sofort seinen Laden zu und führt uns zu sich nach Hause. Eine kleine Zwei-Zimmer-Junggesellen-Wohnung, spärlich eingerichtet und ein bisschen heruntergekommen, aber es scheint hier im Iran normal zu sein, außer den Teppichen auf dem Fußboden und einem Bett kaum Möbel zu haben. Endlich mal wieder eine warme Dusche! Danach zeigt er uns ein paar iranische Filme auf Video-CD. So um sechs fällt ihm ein, dass er seinen Laden besser nochmal aufmacht, und so lässt er uns bis zehn in seiner Wohnung alleine.
Als er zurückkommt unterhalten wir uns mit Hilfe unseres Farsi-Sprachführers und zahlreichen Gesten noch etwas. Er ist vor allem sehr daran interessiert, wie lange es dauert, bis wir Antwort auf eine e-mail an unsere Eltern erhalten. Er stellt immer wieder die selben Fragen, leider finden sich seine Wörter nicht im Farsi-Sprachführer, und wir finden auch keine passenden Wörter zum Antworten. So geht das über eine Stunde lang, dass er immer wieder die selbe Frage stellt, in kleinen Variationen. Normalerweise muss man nur lang genug ja sagen, dann vergessen die ein Thema schon, aber der hier lässt nicht locker. Erschwerend kommt noch hinzu, das er anscheinend meint, wir verstehen noch weniger, als wir tatsächlich tun, deswegen stellt er die gleiche Frage dann nochmal leicht variiert, und diese Feinheit verstehen wir dann natürlich nicht und können nicht passend antworten. Also kehrt er wieder zur ersten Frage zurück. Irgendwann ist er dann doch zufriedengestellt und kommt auf die Idee, noch einen kleinen Mitternachtsspaziergang zu machen! Wir sind zwar todmüde, aber wollen nicht unhöflich sein und latschen noch mit. Danach will er wieder einen Film einlegen, aber wir machen ihm klar, dass wir schlafen wollen.
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15.02.03 – Tag 100
Etappe 60: Neyshabur – Mashhad (133,92 km)
Schnitt: 19,4 km/h
Höhenmeter: 536
Wetter: Sonnenschein, Regen, Nebel, Rückenwind, Gegenwind

Wir sind um halb acht wach, aber Amir schläft noch. Er hat gestern gesagt, er wollte um neun aufstehen, also wecken wir ihn schließlich um Viertel nach neun. Er scheint es ziemlich eilig zu haben. Hat wohl verschlafen. Ich denke, er ist es auch nicht gewöhnt, so lange aufzubleiben und hat gestern nur so lange Radau gemacht, um uns zu unterhalten. Es gibt noch Tee und ein kleines Frühstück, dann gehen wir. Zum Abschied drängt er uns noch einen riesigen Teppich als Geschenk auf, den wir in unserem Zelt auslegen sollen. Dafür kriegt er ein paar von unseren Zigarren, sonst haben wir nichts zu entbehren.
Als wir gerade eine Stunde unterwegs sind, hält ein Autofahrer neben uns an und winkt uns zu, wir sollen anhalten. Er spricht wieder kein Wort Englisch, aber er überreicht uns zwei Orchideen und ein paar Süßigkeiten und fährt dann weiter. Mit den Blumen schmücken wir Peters Rad.
Kurz nach der Mittagspause wechselt das Wetter, der Rückenwind dreht auf Gegenwind und die Sonne verschwindet hinter Regenwolken. Es wird wieder sehr ungemütlich. Nach einer Weile regnet es zwar nicht mehr, aber dafür wird es neblig. Sehr neblig. Man sieht kaum mehr als vielleicht zwanzig Meter weit. So fahren wir für ein paar Stunden ohne irgendwas zu sehen, dann ist auch das ziemlich plötzlich vorbei, der Wind dreht wieder auf Rückenwind und die Straße wird leer. Wir sind nämlich auf eine gebührenpflichtige Autobahn geraten, irgendwie, ohne die Mautstellen zu sehen und noch dazu auf die Gegenfahrbahn. Aber das macht nicht viel aus, denn wir haben die sechsspurige Straße sowieso für uns. Nur alle viertel bis halbe Stunde kommt mal ein Auto vorbei, die Hälfte von denen auch auf der falschen Fahrspur. Irgendwann ergibt sich doch noch die Möglichkeit, die Spur zu wechseln und kurz nach Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Mashhad an.
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16.02.03 – Tag 101
Mashhad
Wetter: schön

Schwarze auswaschbare Haarfarbe ist nicht aufzutreiben. Wir wollten uns ein bisschen dem orientalischen Aussehen anpassen, um in Afghanistan weniger aufzufallen, und es gibt auch massig Färbemittel, es findet sich sogar Schwarzkopf und Wella, aber alles nur permanente Farbe. Das ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten, deshalb lassen wir es ganz sein. Die Suche hat uns auch zum Schrein von Resa geführt, der Grabstätte des achten Imams und der einzige Grund für die Existenz von Mashhad. Es ist ein riesiger Komplex mit goldenen Zwiebelkuppeln und jeder Menge Mosaikverzierungen. Wir brauchen eine halbe Stunde um ihn zur Hälfte zu umrunden, morgen werden wir ihn uns genauer anschauen.
Das Internetcafe ist für iranische Verhältnisse ausgesprochen billig, deshalb wird der Abend hier verbracht.
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17.02.03 – Tag 102
Mashhad
Wetter: Schnee

Heute morgen schneit es. Zum Glück bleibt nichts liegen. Nach einem späten Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Bank, um vielleicht hier schon ein paar Afghani zu bekommen, nachdem die Grenze mitten im Niemandsland liegt, und wir Afghanistan auch noch an einem Freitag betreten werden. Leider erfolglos, Euro und Dollar sind die einzigen Währungen, die angenommen werden. Nicht einmal Wechselkurse für Afghani können sie uns sagen.
Es schneit immer noch und inzwischen bleibt der Schnee auf den geparkten Autos und im Gras liegen. Weiter geht’s zum Schrein. Am Eingang werden wir sofort abgefangen, weil Nicht-Moslems ihn nur mit Führer betreten dürfen. Also werden wir zum Touristenbüro geführt, wo uns ein Film über das Innenleben des Schreins gezeigt wird und wir uns fünf Bücher (massig Gewicht) als Geschenk aussuchen dürfen, während wir auf unseren Führer warten. Als der schließlich kommt, zeigt er uns zwei Innenhöfe, das ist alles, was wir als Christen sehen dürfen. Sehr enttäuschend, nachdem der ganze Komplex einfach nur riesig ist.
Es stellt sich heraus, dass unser Führer auch einige Zeit in Nürnberg gelebt hat, sein Englisch ist allerdings besser als sein Deutsch. Er lädt uns noch zu einem Safrantee ein. Wie sich herausstellt als wir ankommen, in seinem Teppichladen. Führer macht er wohl nur als Nebenjob und um sich noch besser Touristen angeln zu können. Aber die Teppiche sind sehr interessant und wir haben uns im gesamten Iran schon welche angeschaut und noch keine so billigen gesehen. Also kaufen wir welche. Er will sie mit der Post schicken, sobald ihm das Geld überwiesen wurde.
Es schneit immer noch und inzwischen bleibt der Schnee auch auf der Straße liegen. Scheiße!
Anschließend lädt er uns noch zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Endlich bekommen wir mal was vom iranischen Familienleben mit. Auch treffen wir dort noch einen Freund seines Sohnes, der anscheinend auf so etwas wie eine Hochbegabtenschule geht. Er ist dabei, seinen eigenen Automotor zu konstruieren. Einen Wankelmotor mit Wasserstoffantrieb. Er scheint recht aufgeweckt zu sein, aber seine Informationen sind nicht sonderlich gut, er weiß noch nicht einmal, dass Mazda ein Auto mit Wankelmotor baut. Aber weil wir Physikstudenten sind, bittet er uns um technische Hilfe per e-mail, was wir natürlich nicht ablehnen können.
Ach ja, seit der Türkei sind wir Physikstudenten. Erstens haben wir ja unseren internationalen Studentenausweis in Istanbul gekauft und zweitens wird man immer gefragt was man macht. Und da ist es bei unseren Türkisch- bzw. Farsikenntnissen einfacher es darauf zu beschränken, dass man Physik studiert, anstatt zu erklären zu versuchen, dass wir gerade mit der Schule fertig sind, im Moment nichts machen, einer von uns anschließend Zivi machen muss, der andere nicht und wir danach das Studieren anfangen, usw. Außerdem ist das auch besser für unsere Nerven, denn inzwischen geht es schon manchmal etwas auf den Geist, immer und immer wieder die selben Fragen zu beantworten. Auf der Taxifahrt zurück zum Hotel kommt das Auto schon ein paar Mal kräftig ins Rutschen, auch ein paar Unfälle sind durch die verschneiten Fenster zu erkennen. Dann geht’s noch bis zwei ins Netz.
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18.02.03 – Tag 103
Mashhad
Wetter: bedeckt

Eigentlich wollten wir heute weiterfahren, aber nachdem wir so spät ins Bett gekommen sind und außerdem die Straßen wirklich spiegelglatt sind, hoffen wir einfach auf Besserung für den nächsten Tag. So können wir uns ein bisschen um unsere Internetpräsenz kümmern, schon allein das Scannen der Bilder dauert eine halbe Ewigkeit, und den Rest des Tages verbringen wir damit, sie ins Tagebuch einzubauen und ins Netz zu stellen. Gegen Abend liegt auch kaum noch Schnee.
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19.02.03 – Tag 104
Etappe 61: Mashhad – hinter Fariman (111,28 km)
Schnitt: 19,1 km/h
Höhenmeter: 583
Wetter: bedeckt, sehr windig

In Hinblick auf die Straßen ist es auf jeden Fall gut, den Wintereinbruch ausgesessen zu haben. Dafür windet es sehr. Mal von hier, mal von dort. Die meiste Zeit kommen wir sehr schlecht vorwärts, weil er von irgendwo schräg vorne kommt, dafür gibt es dann auch Passagen, wo wir mal eine halbe Stunde lang 40 auf gerader Strecke fahren können.
Zwischendurch werden wir von einem Autofahrer angehalten, der erst ein Foto von uns macht, dann ein paar Fragen stellt. Wie sich zeigt, ist er von der Presse, aber leider spricht er kein Englisch und wir kein Farsi, wird also wohl ein kurzer Zeitungsartikel werden.
Abends ist mal wieder zelten angesagt. Wir haben gerade ein bisschen Deckung entdeckt, was in diesen Talebenen hier gar nicht so einfach ist, und schieben unsere Räder darauf zu. Wir sind schon ein gutes Stück von der Straße entfernt, als dort ein Auto anhält und uns anhupt. Er verschwindet auch nicht wieder, also gehen wir nachsehen, was er will. Er spricht recht gut Englisch und besitzt einen halben Kilometer weiter einen Bauernhof, wo wir die Nacht verbringen können. Es ist eine kleine Ein-Zimmer-Hütte für drei seiner Landarbeiter, er selbst fährt nach Mashhad. Hier kriegen wir mal ein bisschen was vom Leben der ärmeren Leute mit. Und was von deren Essen. Hier im Iran wird ja alles mit Brot gegessen. Egal was serviert wird, ob Reis, Nudeln, Suppe, Fleisch, immer gibt es Brot dazu. Und hier gibt es jetzt sogar Brot zum Brot. Genauer, in ein bisschen Tomatensuppe wird eine Riesenmenge Brot eingeweicht, bis keine Suppe mehr übrig ist. Zu diesem Brei wird dann noch trockenes Brot und, überraschenderweise auch etwas Fleisch gegessen. Nicht mal schlecht und auf jeden Fall sehr sättigend. Und ihren Tee würzen sie sogar mit Safran. Danach verlassen sie die Hütte, um schlafen zu gehen. Der Besitzer scheint sie für diese Nacht aus ihrem Haus geworfen zu haben, ich hoffe, die müssen jetzt nicht irgendwo im Freien schlafen.
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20.02.03 – Tag 105
Etappe 62: hinter Fariman – Taybad (afghanische Grenze) (94,01 km)
Schnitt: 15,3km/h
Höhenmeter: 96
Wetter: sonnig, sehr windig

Um halb sechs klopft es an der Tür und die drei Gestalten von gestern treten ein. Sie machen Tee für sich und uns und danach wir uns auf. Für ca. 3km, dann hat meine türkische Heavy-Duty-Kette ihr schwächstes Glied einmal gehabt. Die Niete in dieser Kette sitzt inzwischen so locker, dass ich sie einfach mit der Hand wieder zusammenstecken kann. Bin gespannt, wie lange das hält. Nach 25 km ist die Spannung vorüber und die Kette wieder im Eimer. Also wird die nicht viel besser anmutende iranische Ersatzkette aufgezogen.
Mittag machen wir in einem ca. 60 km vor unserem Tagesziel gelegenen Dorf, wo wir uns überlegen, vielleicht etwas abzuwarten, ob sich der Gegensturm ein bisschen legt. Die Entscheidung wird uns sehr erleichtert, weil uns just in diesem Moment einer anspricht, ob wir nicht zum Mittagessen bleiben wollen. Da gibt es natürlich keine Frage und er führt uns zum Haus seiner Schwiegereltern. Wie sich herausstellt ist heute nämlich ein iranischer Feiertag namens „Ith“ oder so ähnlich, auf jeden Fall hat heute vor Jahrhunderten Mohammend die Regentschaft an Ali abgegeben. Dieser Feiertag ist Verwandtenbesuchstag und so versammelt sich langsam eine ziemlich große Gesellschaft in dem Haus. Iranischer Wohnstil ist, nebenbei bemerkt, auch recht interessant und meiner Meinung nach auch ziemlich gemütlich. Auf Möbel stehen sie hier gar nicht. Der ganze Boden ist mit Teppichen ausgelegt und an der Wand entlang sind Kissen aufgereiht. Gesessen wird auf dem Boden, Gegessen auch. Dafür wird einfach eine Tischdecke ausgebreitet und darauf dann serviert. Sehr platzsparend, da man den Tisch ja praktisch zusammenfalten und wegräumen kann.
Er spricht sehr gut Englisch, wie sich herausstellt ist er Englischlehrer an der Uni, und wir erfahren noch einige interessante Sachen über die islamische Kultur. Leider dauert die Sache mit dem Essen noch etwas, deswegen versuchen wir, vor dem Essen zu gehen. Aber soetwas kann anscheinend kein Iraner mit seiner Ehre vereinbaren. Es wird extra für uns zwei schnell noch eine Vormahlzeit zusammengestellt, die sich durchaus sehen lassen kann, dann wollen sie noch mit uns Karten spielen (offiziell verboten) und dann gibt es zwar weiter nix mehr zu tun, aber sie wollen uns immer noch nicht gehen lassen. Es dauert noch eine Weile, bis wir uns ausgiebig verabschiedet haben, aber dann geht es weiter.
Der Gegensturm hat leider nicht nachgelassen, es ist schon recht spät und wir haben noch zwischen 44 und 64 Kilometern, je nach dem, ob unsere Karte richtig ist, oder die Angaben unseres Gastgebers. Es kommt auch lange Zeit kein Kilometerschild mehr, an dem wir uns orientieren können. Dafür werden die Begleitautos immer häufiger. Einmal fährt sogar einer eine geschlagene viertel Stunde vor uns her und filmt uns beim Radfahren. Erst als es schon fast dunkel ist, taucht eins in der Ferne auf. Im besten Fall sollten es noch 15 km sein, im schlechtesten noch 35 km. Es sind noch 35. Wenn wir da mit unserem augenblicklichen Schneckentempo weiterfahren, werden wir noch Stunden im Dunkeln fahren müssen. Und dass auf einer Straße ohne Seitenstreifen und mit verrückten Fahrern. Genau in diesem Augenblick wird ein kleiner Pick-up langsamer und hält am Seitenstreifen an. Er bietet uns an, uns nach Taybad mitzunehmen. Aufgrund der Umstände wird zugesagt, die Fahrräder auf die Ladefläche gehievt und vier Leute in die Personenkabine gequetscht.
Selbst mit dem Auto ist es fast komplett dunkel, als wir Taybad erreichen. Am Ortseingang winkt uns erstmal die Polizei heraus, wohl, weil das Auto so überfüllt ist, kontrolliert, als sie sehen, dass wir Ausländer sind, tatsächlich einmal unsere Pässe und geben uns dann eine Blaulichteskorte zum Hotel.
Im Hotel angekommen will Peter einkaufen gehen, um unsere restlichen Rial loszuwerden. Als er zurückkommt hat er einen Typen im Schlepptau, und keine Einkäufe. Dieser erweist sich, mal wieder, als extrem besorgt um unser Wohlbefinden. Schon dem Peter hat er alles gezahlt und ihm noch zusätzlich etwas Geld geschenkt. Jetzt lädt er uns zu sich nach Hause ein, kauft unterwegs noch zwei dicke Englisch-Farsi-Wörterbücher für uns als Geschenk (scheiß Gewicht und Platzverbrauch) und hätte uns wahrscheinlich auch das Essen gezahlt, wenn wir ihn nicht vorher losgeworden wären. Morgen will er sich noch mit uns an der Grenze treffen.
Jetzt ist vielleicht auch mal die Zeit für eine kleine Zwischenbilanz gekommen, was die Pannen anbelangt. Bis jetzt hatten wir zwei Platten, einen schon in Österreich und den anderen am Tag nach Tabriz. Außerdem sind die beiden türkischen Heavy-Duty-Ketten, die wir in Tabriz montiert hatten, beim Peter nach knapp tausend, bei mir nach gut tausend Kilometern gerissen. Nicht gerade Qualitätsarbeit. Aber sonst hatten wir bis jetzt keine Materialprobleme.
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21.02.03 – Tag 106
Etappe 63: hinter Taybad – vor Herat (129,48 km)
Schnitt: 16,9 km/h
Höhenmeter: 255
Wetter: sonnig, leichter Rückenwind

Kurz hinter der Grenze
Kurz hinter der Grenze
Bis zur eigentlichen Grenze sind es noch 20 Kilometer, und es sind 20 von der angenehmen Sorte: gute Straße, gutes Wetter, guter Wind, kein Verkehr. Wir kaufen noch ein paar letzte Vorräte ein und auf geht es hinein ins wilde Afghanistan. Bei der Kontrolle läuft alles noch sehr normal ab. Wir sind nach fünf Minuten durch. Zwanzig Meter später wissen wir definitiv das ab hier jetzt alles ganz anders ist. Sobald wir anhalten sind wir von einer Menschenmenge umringt die gleich wieder von einem Soldaten oder besser gesagt von irgend jemandem mit einer Kalaschnikov auf die rüde Art auseinandergetrieben wird. Nachdem wir uns ein paar Afghanis besorgt haben fahren wir weiter. Die geteerte Straße ist bereits innerhalb des Grenzpostens einem Staubweg gewichen. Man merkt auch sofort wie militant hier noch alles ist, jeder dritte Mann läuft mit einem
Fahrradsoldat
Sturmgewehr herum, auf einigen Häusern sind Maschinengewehre montiert und überall liegen Panzerwracks herum. Wir haben in Teheran in der Zeitung gelesen, das die Straße von der Grenze bis Herat von iranischen Ingenieuren neu gebaut wird und bis auf einen 20 Kilometer Abschnitt auch schon fertig ist. Wir nehmen also mal an das sie in Herat angefangen haben und wir das Schlimmste gleich am Anfang haben, gut. Leider haben wir den ganzen Tag über kein bisschen Teer gesehen und sind deshalb auch trotz großer Anstrengungen nicht richtig vorangekommen. Einmal ist sogar ein Fluss auf der Straße geflossen, ja auf und nicht etwa nur über die Straße. Zum Glück konnten wir die Situation als erfahrene Wasserradler ganz gut meistern.
Durch all diese Widrigkeiten wurden wir gezwungen, vor Herat nochmal eine Pause einzulegen. Da wir in Afghanistan wegen all der Minen auf keinen Fall zelten wollen haben wir bei Leuten gefragt ob wir auf ihrem Dorfplatz zelten dürfen (so gut unser Farsi das erlaubt) und wurden beim dritten Versuch auch gleich eingeladen in der örtlichen Rathütte zu schlafen. Essen haben sie uns natürlich auch noch gegeben und so hatten wir einen ganz netten Einstand in Afghanistan.
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Soldaten
Bei einer Straßenkontrolle werden wir, mal wieder, auf einen Tee eingeladen.
Düne
Festgefahren in einer Sanddüne, die sich heimtückisch urplötzlich auf die Straße geschmissen hat.




22.02.03 – Tag 107
Etappe 64: vor Herat – Herat (18,05 km)
Schnitt: 9,9 km/h
Höhenmeter: 75
Wetter: Regen, später sonnig

Wir wurden recht früh von unseren Gastgebern geweckt und so kamen wir dann auch noch vor 9 in Herat an. Es hat sich auch gleich ein hilfsbereiter kleiner Junge gefunden der uns ein Hotel vermittelt hat. Hier sind die Standards wesentlich niedriger als im Iran. Zum ersten Mal muss man sich wirklich vor der Toilette fürchten.
Wir gehen dann auch gleich los die Stadt erkunden, denn wir haben noch einiges zu tun. Unsere Kamera hat den gestrigen Tag Hubbelpiste nicht überlebt und wir wollen ein Paar original afghanische Kleider besorgen.
Als erstes kommen wir an der alten Festung vorbei, leider können wir nicht rein, denn sie wird immer noch als Militärposten genutzt. Dann treffen wir einen Stoffhändler der ganz gut Englisch spricht und uns natürlich gleich Kleidung verkaufen will. Wir wiegeln aber zuerst noch ab, um nicht übers Ohr gehauen zu werden. Erst mal mit dem Preisniveau vertraut machen.
Dann gehen wir noch bei den lokalen Banken vorbeischauen, um Geld zu bekommen, aber die Banken hier tauschen nicht um. Also heißt es auf zu den Schwarzmarkt-Geldwechslern. Mit Euros können sie hier offenbar nicht viel anfangen, aber wir finden dann doch noch einen, der uns eine 50er Rate bietet. Wir ziehen das Geschäft aber noch nicht durch um erst mal den richtigen Kurs zu erkunden. Unsere Afghanis reichen gerade noch bis morgen, also suchen wir ein Internetcafé. Gibt’s aber nicht.
Wir finden aber noch einen Basarwagenschieber mit Englischkenntnissen, der für uns die ganze Stadt nach einem Kamerareperateur absucht. Nach einigem hin und her finden wir dann auch einen der verspricht unsere Kamera bis Morgen wieder hinzukriegen. Wir wollen unserem dienstfertigen Helfer noch ein wenig Bakschisch zustecken, aber er ist zu schnell wieder verschwunden. Auch gut. Am Abend gibt es dann auch Strom im Hotel, so das wir noch etwas lesen können. Und wir kriegen unser Abendessen sogar aufs Zimmer gebracht. Reis mit Hühnchen, recht schmackhaft.
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23.02.03 – Tag 108
Herat
Wetter: schön

Das Huhn von gestern Abend zeigt Nebenwirkungen. Uwe ist krank. Ich kann mich alleine auch nicht so recht aufraffen und liege den ganzen Vormittag und auch einen guten Teil des Nachmittags im Bett und lese. Wenigstens komme ich mit dem Buch ganz gut voran.
So gegen vier ist Uwe dann wieder soweit hergestellt, dass wir zum Maßnehmen zum Schneider gehen können. Leider ist der Schneider schon weg, also versuchen wir noch die Kamera abzuholen. Auch schon weg. Scheiß Faulheit.
Wenigstens die Geldwechsler sind noch da. Es hat sich herausgestellt, dass sie uns gleich beim ersten Mal eine recht faire Rate angeboten haben. Jetzt einigen wir uns auf 51 Afghanis für den Euro. Wir können dann auch noch unsere geschenkten Farsi-Wörterbücher losschlagen. Endlich mal ein Aktiva in unserer Bilanz, aber die Hauptsache ist, dass wir die Wälzer nicht weiter mitschleppen müssen.
Zum Abendessen gibt es heute nur Reis für mich, während Uwe noch ein wenig fastet, um seinen Magen zu schonen. Ich bin dann noch eine Weile im Restaurant gesessen, um mit dem kleinen Jungen zu sprechen der das Hotel mehr oder weniger in Vertretung seines Vaters führt. Er spricht ganz gut Englisch, stottert aber und ist so recht schwer zu verstehen. Er ist auch sehr festgefahren in seinen Meinungen. Man merkt auch das Religion hier noch einen ganz anderen Charakter hat als in Deutschland: Er will mich die ganze Zeit zum Islam konvertieren und fragt auch ständig, warum ich denn nicht zu meinem Gott bete. Dass es bei uns andere Gebetssitten gibt, kann er sich offensichtlich überhaupt nicht vorstellen. Als er dann irgendwann wissen will, wie unser Gott denn heißt, glaubt er mir auch einfach nicht, dass wir nur Gott sagen und keinen Eigennamen für Gott (may he rot in hell) haben.
Dann erzählt er mir noch seine lächerlichen Vorstellungen zur Beschneidung (er glaubt wohl das einem einfach ein Stück vom Penis abgeschnitten wird) von denen ich ihn natürlich nicht, schon gar nicht mit Logik, abbringen kann. Für ihn ist das einfach eine gottgegebene Einrichtung, und so will er mich dann auch gleich zu irgendeinem Arzt schleppen, der mich auf der Stelle beschneiden soll. Ich lehnte dankend ab.
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24.02.03 – Tag 109
Herat
Wetter: schön

Heute Morgen sind wir gleich zu dem Schneider gegangen, um unsere Kleider noch am selben Tag abholen zu können. Es hat sich herausgestellt das er Abends noch in einer Apotheke arbeitet, die gibt’s hier auch wie Sand am Meer. Nach eigener Angabe mixt er dort auch Medikamente. Dass man hier keine spezielle Qualifikation dafür braucht war ja zu erwarten, aber dass das Leute hier noch so als Nebenbeschäftigung machen hat uns dann doch überrascht.
Dann hat uns der Hotelbesitzer noch seinen riesigen Jeep zur Verfügung gestellt, um damit die Stadt zu besichtigen. Der kleine Junge ist als Führer auch gleich noch mit gekommen. Die Autos hier sind fast alle Rechtslenker, obwohl sie auch Rechtsverkehr haben und das Ding ist nicht nur gigantisch groß, sondern auch verdammt unübersichtlich. Also fahren wir mal ganz vorsichtig los.
Die durchschnittliche Schlaglochtiefe in Herat ist etwa 50 cm und es gibt mindestens drei Schlaglöcher und einen Speedbump pro Meter Straße. Also gibt das zusammen mit der harten Federung ein ziemliches Zickzackgefahre und Geholpere. Wir fahren natürlich immer noch sehr vorsichtig, denn wir haben ne Menge Geschichten über Selbstjustiz bei Unfällen gehört. Wir haben uns ein paar Parks und die völlig zerstörte Religionsschule angeschaut aus der immer noch fünf riesige Minarette ragen. Der Junge sagt uns dabei alle paar Sekunden, dass wir uns vor den Soldaten in Acht nehmen sollten. Immer mit der selben Phrase „they might tell you something“. Wir vermuten, dass er früher mal ein traumatisches Erlebnis mit Soldaten hatte und deshalb auch stottert. Die Soldaten, vielmehr die bewaffneten Kämpfer, waren immer sehr nett zu uns und das Schlimmste was sie uns gesagt haben war, dass wir einen Tee mit ihnen trinken sollen.
Am Ende unseres Ausfluges hat er uns dann noch ein wenig beleidigt gefragt, warum wir ihm denn gesagt hätten wir könnten Auto fahren, obwohl das doch gar nicht der Fall sei. Wir konnten ihn, trotz unserer Führerscheine, natürlich auch nicht überzeugen, dass wir sehr wohl Auto fahren können nur, dass wir das eben nicht wie die gesengten Säue zu tun pflegen, weil es bei uns sowas wie eine StVO gibt. Egal, dann können wir eben nicht Auto fahren.
Dann haben wir uns noch auf eigene Faust die große Moschee von Herat angeschaut. Eine der schönsten, die wir bisher auf unserer Reise besucht haben. Und auch gar nicht zerstört. Wie an Herat insgesamt sind die 23 Jahre Krieg spurlos an ihr vorbeigezogen. Nur die Zahl der Einbeinigen ist schon deutlich angestiegen. Danach wollten wir uns noch einen Geländewagen organisieren der uns durch das zentrale Hochland nach Kabul fährt (wegen dem Drecks-Visum das wir bekommen haben können wir die Strecke nicht per Fahrrad angehen). Dieser Versuch hat leider nur zu dem sehr unbefriedigenden Ergebnis geführt unseren kleinen Helfer in eine sehr nervige Kopie einer defekten Schallplatte zu verwandeln: Zunächst mal war es ganz schön kompliziert ihm unser Anliegen überhaupt verständlich zu machen. Mit Hilfe der Karte ging es dann aber doch irgendwie.
Zuerst hieß es dann einfach, das sei unmöglich. Nach Konsultationen mit seinem Vater änderte er seine Meinung in „they will thief you, the driver will kill you“ später dann war der Weg unpassierbar und noch später sollte sich einfach kein Fahrer finden um uns zu töten. Jeden dieser Hinderungsgründe bekamen wir mindestens 20 mal zu hören immer auch begleitet von „I tell you you don’t go“ (leider hatte er damit im Endeffekt sogar Recht). Schließlich bekamen wir heraus was er wollte: Sein Onkel würde uns für 100 Dollar über die Hauptstraße nach Kabul mitnehmen(einen Tag vorher hat er mir noch gesagt, es würde 50 Dollar nach Kabul kosten). Dann haben wir ihn einfach weggeschickt.
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25.02.03 – Tag 110
Herat und Straße nach Kandahar
Wetter: schön

Heute sind wir in aller Frühe aufgestanden um uns selbst einen Fahrer zu organisieren. Wir sind dabei dann nach einigem erfolglosen Herumgesuche in einem ziemlich edlen Neubau gelandet. Man hat uns natürlich sofort zum Oberboss der (wie sich herausstellte) Transportbehörde gebracht, wo wir Tee und Süßigkeiten bekamen und nach längerem Warten auch einen Typen, der ein wenig Englisch sprach.
Wir konnten ihm trotz aller Versuche nicht klarmachen, dass wir die Zentralroute nehmen wollen und bevor wir uns so recht versehen hatten, haben die uns ein Auto über Kandahar organisiert. Jetzt konnten wir natürlich nicht mehr zurück, und irgendwie war uns das dann auch recht, denn die Zentralroute wäre uns dann auch sehr teuer gekommen und wir waren der ganzen Ignoranz und Starrsinnigkeit der Afghanen, die uns immer gleich auf die Hauptstraße verwiesen haben auch überdrüssig und so haben wir dann diese Option akzeptiert, obwohl sie uns den besten Teil des Landes verpassen ließ.
Wir sind dann so gegen halb eins losgekommen. Die Straße war zwar nicht „very very good“ wie uns die Afghanen immer wieder versicherten, aber akzeptabel. Wir konnten immerhin einen 40er Schnitt fahren. Wenn man es sich so überlegt ist die Straße für afghanische Verhältnisse sehr sehr gut. Im Auto(Toyota Town Ace) ging es auch ganz schön zu. Uns gegenüber saß ein kranker Alter, der sich die ganze Zeit auf unsere Knie gelegt hat, weil er seinen Oberkörper nicht mehr halten konnte.
Ich habe hier auch zum ersten Mal gesehen, wie jemand buchstäblich Geld zum Fenster herausgeworfen hat(wie sich herausstellte als Bakschisch für Kinder-Straßenarbeiter, deren einzige Bezahlung aus diesem Geld-Zuwerfen besteht. Naja, besser als einfach so zu betteln).
Die anderen Leute im Auto hatten es wohl auch ziemlich eilig. Als die Dämmerung einsetzte, war die Straße plötzlich wie leer gefegt, weil alle Autos aus Angst vor Überfallen in einer Ortschaft oder bei einem Militärposten Unterschlupf suchen. Nur wir sind noch weitergefahren.
Als wir dann bei einem Posten aus Sicherheitsgründen angehalten wurden, haben sie dann den Alten vorgeschoben und mit ein wenig Bakschisch die Genehmigung erhalten weiterzufahren. Es waren alle verdammt nervös und wir sind jetzt auch unter Missachtung des Straßenzustandes wie die Irren gefahren (noch irrer als zuvor: Vollgas – Schlagloch unmittelbar voraus – Vollbremsung – Rumps – Vollgas – Schlagloch voraus – scharf links – scharf rechts – rumps – Vollgas...).
Wir haben dann irgendwann zu einem anderen Auto aufgeschlossen und als das dann bei einem, natürlich mit Kalaschnikov bewährten Mann angehalten hat, haut der Fahrer die Bremse rein, im Auto herrscht äußerste Anspannung, wir beobachten den Vorgang aus sicherer Entfernung und erst als sich herausstellt, dass es keinen Überfall gibt fahren wir weiter. Am nächsten Miltitärposten gibt dann auch das andere Auto auf, nur wir können wieder unter dem Vorwand des Alten weiterfahren, allerdings nur mit bewaffneter Eskorte.
Irgendwann kommen sie dann doch zur Vernunft und wir halten in einem Dorf, das nur diesem Zweck, der Bewirtung von Reisenden, zu dienen scheint. Sozusagen eine moderne Kerwansaray. Im großen Saal des Restaurants haben wir dann einen entscheidenden Fehler begangen.
Wir haben ein Buch aus dem Rucksack genommen. Von dem Moment an hatten wir keine Ruhe mehr, alle Leute sind um uns rum gestanden und wollten unser phantastischen Besitztümer sehen, photographiert werden, sich mit uns unterhalten, sie können natürlich kein Englisch, oder einfach nur uns komische Käuze begaffen. Ein Gutes hatte das ganze dann doch: um Ruhe herzustellen haben wir dann ein mehr oder weniger privates Schlafgemach, geteilt nur mit einigen Fahrern, bekommen, sogar mit dünnen Matten auf dem Boden, denn normalerweise schlafen alle nach dem Essen einfach in dem großen Saal des Restaurants auf dem Boden, das ist sozusagen im Essen bereits mit inbegriffen.
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26.02.03 – Tag 111
Straße nach und in Kandahar
Wetter: schön

Heute Morgen ging es schon um 4 Uhr weiter nach Kandahar, die Landschaft die gestern noch ziemlich schön war, auch wenn wir aus dem Auto heraus nur einen sehr beschränkten Eindruck gewinnen konnten, ist heute zu einem öden ockergelben Einerlei verkommen. Auch sonst ist außer einem platten Reifen nichts Erwähnenswertes mehr passiert. Um 13 Uhr, nach fast 24 Stunden und über 15 Stunden reiner Fahrzeit hatten wir die 600 Kilometer nach Kandahar endlich geschafft. Dann lief es eigentlich richtig rund wir haben direkt neben dem Busbahnhof ein billiges und für afghanische Verhältnisse exzellentes Hotel gefunden und konnten gleich anfangen, die Stadt zu erkunden. Außer einer malerischen Höhle in einem Felsmassiv das völlig unvermittelt aus den Außenbezirken der Stadt herausragt und mit gemeißelten Koraninschriften und massig Einschußlöchern verziert ist gibt es ein sehr schönes Mausoleum und gleich daneben eine beeindruckende Moschee ganz aus Marmor, in der als Reliquie der Mantel des Propheten (Friede sei mit Ihm) aufbewahrt wird.
Wir haben dann noch eine Menge Popcorn gegessen und uns bei Tee mit einem Ladenbesitzer unterhalten und sind dann zum Hotel geschlendert. Zurück auf dem Zimmer kamen alsbald ein paar Soldaten vorbei, die zu unserer Sicherheit darauf drängten, dass wir das Hotel wechseln. Nach einigem Zögern haben wir dann eingewilligt und sie haben unser ganzes Zeug (ein Riesenberg) mitsamt Fahrrädern auf ihren Pick-Up geladen und uns zum sicheren Hotel gefahren. Dort mußten wir dann erst mal deren Preisforderung von 50 Dollar für ein Zimmer ohne Bad in einem Hotel ohne fließendes Wasser auf ein vernünftiges Maß drücken (5 Dollar). Zur Erklärung: 50 Dollar ist der Standardpreis der in Afghanistan für völlig inadäquate Zimmer von Ausländern verlangt wird, weil die Leute von den NGO das auch einfach so bezahlen, denn schließlich deckt ihre Organisation ja die Ausgaben (die Journalisten sind noch schlimmer). So und durch den Bau von festungsgleichen Hauptquartieren, dem Herumfahren in Jeeps und dem Aufstellen von Projektschildern neben brachliegenden Feldern (vielleicht will man ja EU-Agrarsubventionen einführen), werden die Spendengelder verprasst.
Am Ende hat sich die Aktion aber dann doch so halbwegs gelohnt, denn wir haben noch einen Deutsch-Iraner, der hier als Ingenieur arbeitet (auf eigene Rechnung und nicht für eine NGO, er bezahlt auch nur 5 Dollar) und einen NGO-Kasper (50 Dollar und die Bezeichnung Kasper ist hier noch sehr sehr sehr sehr schmeichelhaft) getroffen. Außerdem unterhielten wir uns mit einem Afghanen (arbeitet für eine NGO, zahlt 50 Dollar), der mit dem Rad nach England fahren und dann auch dort bleiben will. Hoffentlich helfen ihm unsere Tips.
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27.02.03 – Tag 112
Straße nach Ghazni
Wetter: schön

Obwohl wir schon um 4 Uhr aufgestanden sind um den Transport nach Ghazni zu organisieren gelang es uns erst um 11 Uhr eine angemessene Lösung für die Fahrräder zu finden. Die Straße von hier nach Kabul (Ghazni liegt auf dem Weg) wurde vor 30 Jahren als Entwicklungshilfe von den Amerikanern gebaut und ist in einem viel schlechteren Zustand als das von Rußland erbaute Stück von Herat nach Kandahar.
Das heißt, die meiste Zeit ist nichts, aber auch gar nichts mehr davon zu erkennen, dass es hier mal eine Teerstraße gegeben hat. Es ist einfach nur noch ein etwa 100 Meter breiter Streifen in der Wüste der von Spuren durchzogen und mit allen erdenklichen Arten von Unebenheiten der übelsten Sorte übersäht ist. Die russische Straße ist deshalb so viel besser, weil sie aus Betonplatten anstatt aus Teer errichtet ist. Das ist zwar zunächst wegen der ganzen Ritzen deutlich unangenehmer, hält aber auch viel besser.
Nach ein paar Stunden auf dieser Pseudostraße hat es mich dann erwischt. Ich weiß nicht was es war oder woher es kam (vermutlich vom afghanisches Essen), aber es war verdammt schmerzhaft. Ging auch den ganzen Tag und die ganze Nacht in einem der Schlaf-Restaurants nicht mehr weg.
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28.02.03 – Tag 113
Straße nach und in Ghazni
Wetter: schön

Mein Zustand hat sich auch heute nicht gebessert, im Gegenteil bei dem Gehubbel wurde es immer schlimmer, und so kam es mir fast wie Glück vor, als wir in voller Fahrt unser linkes Hinterrad samt Bremse verloren haben und deshalb drei Stunden warten mussten.
Irgendwann am Nachmittag haben wir dann Ghazni erreicht. Mir ging es so richtig dreckig und als ich dann zwei der hinteren Taschen in den ersten Stock zum Hotelzimmer getragen habe bin ich richtiggehend zusammengebrochen. Den Rest des Nachmittags habe ich dann auf dem Boden (es gab keine Betten) liegend verbracht. Gegen Abend wurde es mir dann zu dumm und ich habe eine Aspirin genommen. Das hat überraschend gut geholfen, so dass ich über Nacht wenigstens schlafen konnte.
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01.03.03 – Tag 114
In Ghazni und Kabul
Wetter: bedeckt später Regen und in Kabul Gewitter

Minarette von Ghazni
Die Minarette von Ghazni, einst Teil
einer riesigen Moscheenanlage
Heute Morgen ging es mir schon sehr viel besser, aber ich war noch nicht wieder wirklich fit. So haben wir uns dann entschieden, erst mal eine kleine Fahrradtour durch Ghazni und Umgebung einzulegen, und dann mit dem Auto weiter nach Kabul zu fahren. Ghazni ist ein sehr interessanter Flecken mit vielen Mausoleen, Festungen und einer schönen Altstadt. Es gibt auch einige neuere Attraktionen, wie z.B. einen Panzerfriedhof direkt neben den berühmten Minaretten. Wir konnten auch noch eine ganze Menge intakter Militärtechnik sehen als wir den Stützpunkt in der alten Zitadelle besichtigten. Die Feste hat eine hervorragende strategische Position, sprich, Aussicht über zwei wichtige Täler und die Stadt. In Kabul sind wir dann erst angekommen, als die Dämmerung bereits eingesetzt hatte, dazu gab es noch ziemlich dreckiges Wetter und außerordentliche Schwierigkeiten bei der Hotelsuche. Wir haben die ganze Innenstadt in verschiedenen Richtungen mehrmals komplett durchquert ohne dabei akzeptable Unterkunft zu finden (und unsere Erwartungen sind wirklich nicht hoch). Und das obwohl uns mehrmals Leute geführt haben. Die Hotels hier scheinen regelmäßig ihre Position zu ändern. Gegen zehn Uhr wurde es Uwe dann zuviel und zu gefährlich (die ISAF traut sich nachts nicht aus ihren Kasernen, doch dazu später noch mehr). Also haben wir dann ein Kommander
Unser Führer! durch die Festungsanlage von Ghazni, die immer noch vom Militär genutzt wird. So etwas würde man in Deutschland nie zu sehen bekommen.
schäbiges (Untertreibung) Hotel für 10 Dollar genommen. Zur Veranschaulichung: Ein hartgesottener Backpacker sagt: „You don’t want to use the bathrooms in Jamil Hotel. Be afraid. Be very afraid.”. Morgen suchen wir uns was anderes.
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Militärfriedhof
Militärfriedhof, alte Panzer, Haubitzen, usw, in der Nähe
der Minarette
Ghazni
Eine typisch afghanische Stadt wie Ghazni,
von oben gesehen.




02.03.02 – Tag 115
In Kabul
Wetter: sonnig

Apotheken Apotheken vor unserem Hotel: nicht gerade sehr individuell angepriesen...
Unser vorrangiges Ziel war es zunächst, adäquate Unterkunft zu finden. Nach einigem erfolglosen Suchen wurden wir von einem Polizisten in Zivil verhaftet. Der Mann sprach kein Englisch und so konnten wir nicht viel erreichen bis er uns auf die Wache geschleppt hatte.
Dort mussten wir erst einmal warten, bis wir dann in einem nobel eingerichteten Zimmer mit ein paar offensichtlich hochrangigen Leuten sprechen konnten. Dort haben wir dann herausgefunden, dass man uns offenbar für Al-Quaida Terroristen gehalten hat, weil wir Bärte tragen (das tun allerdings auch sehr viele Afghanen, nur eben keine von den westlichen NGO-Kaspern, die sie in Kabul gewöhnt sind).
Dann gab es noch einige Irritationen mit unseren Visa: Selbst die hohen Polizeioffiziere in der Hauptstadt waren sich nicht sicher, was die Daten und Fristen auf dem Wisch denn eigentlich bedeuten. Einige glaubten zum Beispiel, dass das Datum auf dem Einreisestempel das Verfallsdatum des Visa ist. So ging das dann noch einige Zeit hin und her, bis wir sie schließlich davon überzeugen konnten, dass alles OK ist (wahrscheinlich kann man sich einfach irgendwas selber in den Paß schreiben, die Afghanen glauben dann schon, dass es ein gültiges Visum ist. Und außerhalb von Kabul, auch nicht an der Grenze und ganz bestimmt nicht wenn man bereit ist ein bisschen Schmiergeld zu zahlen, kümmert sich sowieso niemand darum ob man einen Pass oder gar irgendeinen Wisch von der „Zentralregierung“ hat. Insofern ist es wirklich ärgerlich, dass wir nicht einfach auf unser zwei Wochen Visum gepfiffen und alles mit dem Fahrrad gemacht haben.).
Sie haben dann noch irgendeinen anderen Kerl damit beauftragt, uns einen Zettel zu schreiben der besagt, dass man uns in Ruhe lassen soll, weil die Oberbullen höchstselbst festgestellt haben, dass wir keine Terroristen sind und auch ein Visum haben. Wie sie das mit den Terroristen festgestellt haben, ist mir allerdings nicht klar. Diese Zettelschreiberei hat dann auch noch mal eine Ewigkeit gedauert, so dass wir erst gegen Mittag wieder aus der Wache gekommen sind.
Ein besseres, wenn auch nicht billigeres Hotel haben wir dann aber wenigstens noch gefunden. Dann haben wir uns auch gleich zur „Chicken-Street“ aufgemacht, dem Wessie Ghetto in Kabul. Hier kann man alles kaufen, was es auch in einem zivilisierten Land gibt, allerdings auch zu Preisen, die man nicht mal in einem zivilisierten Land zahlen müsste. Es sind jede Menge NGO-Leute da die sich zum Teil auch gleich da lächerlich machen: Das Gebiet ist absolut sicher, sogar die ISAF Leute, die wirklich übervorsichtig sind und sonst nur in schwerbewaffneten Kolonnen durch die Stadt ziehen, laufen hier einfach so herum. Aber manche NGO bezahlen bewaffnete Wachen um sie hier durch die Straßen zu eskortieren.
Das sieht dann so aus, dass ein riesiger Geländewagen mit abgedunkelten Scheiben vorfährt, zwei Bodyguards aussteigen, einer mit einem Sturmgewehr, der andere mit einer Pistole, beide mit Finger am Abzug, und dann ein oder zwei Hilfsarbeiter aussteigen um sich ihren importierten Schweinskaldaunen zu kaufen. Wir konnten aber auch einige Besorgungen erledigen. Sogar eine Luftpumpe haben wir gefunden (unsere beiden haben wir gestern im Bus vergessen). Allerdings passt sie nicht auf unsere Ventile, und so müssen wir jetzt auf Dunlop umsteigen. Am Abend haben wir dann noch etwas sehr Lustiges gehört. Den deutschen Soldatenfunk, produziert von Bayern 3, mit dem grandiosen Namen "Radio Camouflage".
Getarnt wird mit dieser Sendung allerdings nichts, denn als wir eine Stunde lang den „Fragen an den General“ zuhörten, konnten wir gleich einige Details der Schutzvorrichtungen des ISAF Lagers ausspionieren: Wir kennen sowohl die Stärke und Beschußfestigkeit der Bunkeranlagen, als auch die der Wachtürme. Wir wissen, dass die Ostflanke des Lagers wenig gesichert ist und dass man zurzeit sage und schreibe eine Million Euro ausgibt, um ein neues Tor zu bauen. Außerdem wissen wir jetzt, was für eine Memmentruppe die ISAF wirklich ist. Jede zweite Frage betraf die Evakuierung der Soldaten, in etwa so: Gibt es einen Evakuierungsplan für uns, auch wirklich für alle, können wir auch bei schlechtem Wetter evakuieren, ist es auch wirklich möglich evakuiert zu werden ...
Die andere Hälfte der Fragen lief nach folgendem Muster: General, General, wir haben jetzt zwar exklusiv ein Handynetz in der Kasere, so dass ich meine Mami jederzeit anrufen kann während um uns herum die Afghanis verhungern, aber ich kann noch keine SMS nach Deutschland schicken! Ich will will will aber SMS schicken!
Insgesamt eine sehr lustige Sache.
Kabul
Blick auf die Stadt von unserem Hotel aus
Stadtmauer
Kabuler Stadtmauer auf einem Hügel mitten in der Stadt

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03.03.03 – Tag 116
In Kabul
Wetter: sonnig

Am Morgen sind wir schon früh losgegangen, um möglichst viel aus diesem Tag zu machen und schon morgen abfahren zu können.
Den Vormittag haben wir mit einem Rundgang durch Nordost Kabul verbracht. Dieser Teil ist relativ vom Krieg verschont geblieben, was nicht heißt, es gäbe keine Ruinen, aber es gibt eben auch noch viele intakte Häuser, und auch einen sehr lebendigen, bunten und richtig schön engen Basar mit allerlei Leckereien. Allerdings haben wir lieber davon abgesehen, etwas zu probieren, weil wir hier schon oft genug krank waren und es ziemlich bestialisch gestunken hat. Außerdem haben sie nebenan auch immer richtig ekelhafte Tierteile und so weiter gehabt, bei deren Anblick allein einem schon schlecht geworden ist. Und wer weiß was hier so in die Kekse kommt.
Leider konnten wir keine Gebäude von innen besichtigen, weil die entweder abgeschlossen und ohne bestechlichen Wächter in der Nähe, oder vom Militär genutzt werden. Hier in Kabul ist das nicht mehr so locker wie im Rest des Landes, denn wo immer es eine „legitime“ Regierung gibt, zeigt sie auch gleich ihre hässliche Fratze.
Wir wurden auch gleich wieder festgenommen als wir in die Nähe einer Kaserne kamen. Diesmal waren sie zumindest freundlicher als gestern, vielleicht weil wir ihnen diesen „wir sind keine Terroristen Wisch“ von der Polizei zeigen konnten. Zu ihrem Boss haben sie uns dann trotzdem geschleift. Und der hat uns dann nach eingehender Prüfung gehen lassen, nicht allerdings bevor er unsere „Du kommst aus dem Gefängnis frei“ Karte die uns gestern mehrere Stunden gekostet hat, mit einem Handstreich zerrissen hat. Vielleicht hat sie ja auch nur einmal gegolten.
Zum Mittagessen haben wir uns dann doch wieder getraut, etwas Einheimisches zu essen, nur Reis mit Rosinen, kein Fleisch. Das war auch sehr gut nach den ganzen Armeerationen, die wir vorher hatten. Irgendwie klauen sie die wohl von den Amerikanern und verkaufen sie dann zusammen mit den ebenfalls von den Amerikanern stammenden Lebensmittelhilfspaketen in der Chicken Street.
Den Nachmittag haben wir dann zu einer Fahrradtour durch den Rest der Stadt genutzt. Im Süden steht wirklich kaum noch ein Stein auf dem anderen, aber man kann an einigen der Ruinen, wie zum Beispiel dem Parlamentspalast, immer noch den vormaligen Glanz der Stadt erahnen.
Im Zoo waren wir auch noch, es gibt ein paar so armselige Tiere dort das es fast schon wieder komisch ist. Auch hier fanden übrigens Straßenkämpfe statt und so sind die Käfige mit Einschusslöchern und Kratern übersät.
Ansonsten hat sich gezeigt wie ideal ein Fahrrad für die Stadt doch ist: man kommt schnell herum und kriegt doch viel viel mehr mit als aus dem Auto heraus. Kabul hat auch eine wirklich schöne Lage in einem Bergkessel und eine Kette zieht sich auch steil mitten durch die Stadt und darüber verläuft herrlich anzusehen die alte Stadtmauer.
Man gewinnt auch wirklich den Eindruck das hier vor dem Krieg durchaus viel Geld mit passendem Ergebnis investiert wurde.
Ach ja ISAF: Irgendwie scheinen auch nur die deutschen Patrouille zu fahren während die anderen auf der faulen Haut liegen, denn von etwa zehn Konvois, die wir gesehen haben, waren alle von der Bundeswehr. Der Soldatenfunk war heute nicht so gut, denn sie haben nur Musik gespielt.
Ein bisschen mehr NGO Unwesen war auch zu beobachten, denn es gibt auch hier massig großspurige Schilder, die alles mögliche ankündigen, aber wenn man dann nachforscht, was denn eigentlich getan wird, stößt man nur auf Ruinen.
Weil es nachts hier immer noch sehr kalt, wird haben wir heute wieder versucht, den Ölofen in unserem Windloch in Gang zu setzen. Gestern funktionierte das auch noch ganz gut, aber heute haben wir nur das ganze Stockwerk eingeraucht, ohne dass es irgendwie wärmer geworden wäre. Na gute Nacht.

Impressionen unserer Stadtrundfahrt:

PalastDer neue Palast von Kabul
Wenn mal ein Stützpfeiler fehlt, stört das noch nicht weiter...Haus
RuineDas hier wird allerdings selbst in Kabul nicht mehr genutzt.

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