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Kabul - Lahore

 

März 2003
SoMoDiMiDo FrSa
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3031

04.03.03 – Tag 117
Etappe 65: Kabul – Sarubi (65,87 km)
Schnitt: 16,1 km/h
Höhenmeter: 268
Wetter: sonnig

Auf der Ausfahrt aus Kabul sind wir an den ISAF Kasernen vorbeigekommen, sind alles nur riesige Stacheldrahtverhaue. Ein paar Deutsche die Wache geschoben haben haben wir auch getroffen und kurz Hallo gesagt. Danach ging es durch eine atemberaubende Schlucht den Kabul entlang weiter.
Nach einigen Kilometern wird die Straße ungeteert, holprig und verdammt staubig. Wir sind nur noch schlecht vorangekommen und haben uns deshalb entschieden kurz nach Mittag Schluss zu machen, um nicht in die Dunkelheit zu geraten.
Entlang der Straße waren auch jede Menge Entminungsaktionen im Gange und einmal haben sie was nur 30 cm von der Straße weg gefunden. Da bekommt man ein verdammt mulmiges Gefühl, wenn man mal pinkeln muss. Ein paar amerikanische Militärhelikopter haben wir auch rumfliegen sehen, und kurz danach gab es dann auch verdächtigen Donner.
In Sarubi haben wir uns dann den Nachmittag über am See ausgeruht und wir waren die ganze Zeit von etwa 30 Afghanis umringt, die uns stundenlang anglotzten, obwohl wir die ganze Zeit nur rumgelegen sind. Wir wollten uns dann in einem von den Über-Nacht-Restaurants einquartieren, aber dann kam die Polizei. Die haben dann gemeint, hier wäre es nicht sicher genug und haben uns auf ihre Wache eingeladen. Dort wurden wir freundlichst behandelt haben massig zu essen bekommen und uns nett mit den Leuten unterhalten. Was für ein Unterschied zu Kabul.
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05.03.03 – Tag 118
Etappe 66: Sarubi – Jallalabab (78,33 km)
Schnitt: 14,8 km/h
Höhenmeter: 95
Wetter: sonnig

Am Morgen ist der Polizeioberchef der ganzen Region vorbeigekommen, um sich mit uns zu unterhalten. Er wollte uns auch gar nicht gehen lassen, und uns zumindest eine Motoradeskorte mitgeben. Wir konnten ihn dann allerdings nach einiger Zeit wieder davon abbringen (das wäre nur eine riesige Lärm- und Staubbelästigung gewesen). Er hatte auch ein ziemlich geniales Satelitentelefon mit GPS und allem, damit habe ich dann noch eine Weile gespielt. So sind wir dann erst recht spät losgekommen, aber das sollte kein Problem sein denn wir haben ja nur eine kurze Etappe geplant.
Leider war die Straße sehr sehr schlecht und unsagbar staubig, so dass wir nur mühsam vorangekommen sind. Die Landschaft war aber auch weiterhin sehr schön (vermint). Die letzten Kilometer hatten dann einen völlig anderen Charakter mit sattgrüner Vegetation und dichter Besiedlung.
Nachdem wir Unterkunft gefunden hatten, haben wir uns dann noch ein bisschen in der Stadt umgesehen. Hier war früher die Winterresidenz des Königs, und so gibt es schöne Parks und es gab auch mal sehr schöne Paläste. Aber viel besser als all das war das Essen, das wir gefunden haben: köstliche Eiscreme, gute Suppe, Pommes Frites, Fruchtsäfte und Shakes. Phantastisch nach zwei Wochen Afghanistan.
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06.03.03 – Tag 119
Etappe 67: Jallalabad – Peshawar (95,94 km)
Schnitt: 18,4 km/h
Höhenmeter: 564
Wetter: sonnig

Wir sind jetzt in der Kornkammer Afghanistans mit extensiven Bewässerungssystem und relativ guter Infrastruktur und deshalb kommen wir gut und ohne zu viel Staub voran. Es erwartet uns der legendäre Kyber-Pass, über den schon Alexander der Große auf seinem Weg nach Indien gezogen ist.
Die Landschaft wird jetzt wieder rauher, als wir uns dem Pass nähern. Bald sind wir wieder in einer Felswüste mit massiven Befestigungsanlangen. Unglücklicherweise wird unsere Fahrt unerwartet früh von den pakistanischen Grenzposten abgebrochen, denn entgegen der Gewohnheit verläuft die Grenze hier nicht über den Höhenzug sondern einige Kilometer darunter.
Ein afghanischer Grenzposten scheint nicht zu existieren und das ist auch besser, denn so sparen wir uns Scherereien mit unseren Visa oder besser, deren Unfähigkeit es richtig zu interpretieren. Rückblickend betrachtet ist es jetzt aber doch schade, dass wir uns entschieden haben, nicht mit dem Fahrrad durchs Hochland zu fahren, denn mit ein bisschen Bakschisch hätten sich bestimmt alle Probleme betreffend unseres dann zu langen Aufenthaltes ausräumen lassen.
Doch zurück zur aktuellen Situation. Die Pakistanis wollten uns partout nicht erlauben, mit dem Fahrrad nach Peshawar zu fahren, denn die Gegend sei angeblich zu gefährlich. Weil sie auch unseren Spendenangeboten nicht zugänglich waren, mussten wir unsere Fahrräder widerwillig auf einen Pick Up laden und nach Peshawar fahren lassen. Wenigsten konnten wir auch auf der Ladefläche Platz nehmen die spektakuläre Szenerie so in vollen Zügen genießen.
In der Stadt angekommen, haben wir uns dann erst mal ein richtig gutes Hotel gegönnt, um nach zweieinhalb Wochen mal wieder eine richtige Dusche nehmen zu können. Da der Abend noch jung war, sind wir noch etwas die Stadt erkunden gegangen. Wir haben auch gleich jede Menge gutes, günstiges Essen gefunden. Man merkt auch sofort, dass man jetzt nicht mehr im mittleren Osten ist, es ist zwar noch alles moslemisch, aber die Atmosphäre ist doch eine ganz andere. Wir haben dann noch einen netten Kerl getroffen, mit dem wir uns am nächsten Tag zu einem Stadtrundgang verabredet haben und waren für eine ganze Weile im Internet.
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07.03.03 – Tag 120
Pesharwar
Wetter: sonnig

Da die Verbindung gestern Abend miserabel war, sind wir heute Vormittag nochmal ins Internetcafe gegangen in der Hoffnung, dass die Leitungen dann weniger belastet sind. Dem war leider nicht so und es ist der halbe Tag damit draufgegangen, ein paar E-Mails zu schreiben und die Nachrichten zu lesen. Aber man will ja immer up to date sein.
Dann haben wir uns auf den Weg zu unserer Verabredung gemacht, wurden aber bevor wir ankamen von einem anderen Kerl abgefangen, der meinte, er würde uns gerne die Stadt zeigen. Da er uns irgendwie noch sympathischer war, haben wir den anderen Burschen versetzt und sind mit unserem neuen Freund durch die winzigen Gassen der Stadt gestreift.
Dort sitzt buchstäblich an jeder Ecke ein schwer bewaffneter Polizist und passt auf. Nachdem wir uns ein bisschen über den Islam unterhalten haben, hat er uns bei einem Tee zu einer schiitischen Zeremonie am Abend eingeladen. Wir haben natürlich sofort zugesagt.
Später hat er uns dann mit seinem Motorrad abgeholt und wir sind zu dritt zu seinem Viertel geschaukelt. Es war überall eine wahnsinnige Atmosphäre, weil die winzigen Gassen strahlend hell erleuchtet und voll mit Menschen waren. Wir haben uns mit ihm und seinen Freunden noch eine Weile unterhalten und sind dann in ein anderes Haus, wo bereits massig Leute waren, die dann auch bald zu singen angefangen haben. Alle im Chor und relativ repetativ. Ein paar von unseren Bekannten haben auch mitgemacht, und nach einer Weile hatten sich die Leute in eine Art Trance versetzt. Der Gesang war jetzt von regelmäßigem langsamen Trommeln begleitet, wir konnten aber nichts sehen, da so viele Leute vor uns waren.
Nach einer Weile sind dann alle auf die Straße und zu einer Moschee prozessiert, und wir konnten endlich etwas sehen: Es waren keine Trommeln die wir gehört hatten, sondern Menschen, die sich lautstark blutig schlugen. Wahnsinn. Absoluter Wahnsinn. Aber verdammt stimmungsvoll, das Ganze.
Die Feier ist übrigens anlässlich des Martyriums des Imam Hossein (Moharram). Die Leute schlagen sich zehn Tage lang jeden Abend und die letzten zwei Tage sogar mit geschärften Metallpeitschen. Der absolute Hammer war das einer der Jungs, mit denen wir eben noch so nett geplaudert hatten und der auch völlig normal schien jetzt bei so was mitgemacht hat. Wirklich total verrückt, wozu der Glaube Menschen treiben kann.
Es gab dann noch ein gemeinsames Nachtmal, bevor wir zurück ins Hotel sind.
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08.03.03 – Tag 121
Peshawar
Wetter: sonnig

Heute haben wir uns wieder mit unserem Zeremonienfreund verabredet, um mal in den Schmugglerbasar zu gehen. Vormittags haben wir aber erst mal noch unsere Fahrräder auf Vordermann gebracht. In diesem speziellen Basar gilt, wie in vielen Gebieten um Peshawar, das pakistanische Gesetz nicht; hier regelt der jeweilige Stamm alle Angelegenheiten nach dem überlieferten Kodex. Deshalb kann man hier auch, sobald man die Grenze zum Basar überschritten hat, alles vollkommen offen kaufen, was sonst illegal ist.
Schwere Waffen, Drogen, Hehler- und billige Importwaren liegen offen in den Schaufenstern. Wir haben uns dann auch mal eine Kalaschnikov ausgeliehen und ein bisschen damit rumgeballert. Man glaubt gar nicht wie laut und schwer diese Dinger sind. Der Händler wollte uns dann noch einen zehn Kilo Block Hasch andrehen und eine Kugelschreiberpistole aufschwatzen, zur Selbstverteidigung. Wir haben aber trotz des verlockenden Preises dankend abgelehnt.
Dann sind wir wieder zurück ins Zentrum gefahren und haben einen Stadtrundgang gemacht. Ein paar Leute haben gestern Aufnahmen von der Feier gemacht, wir konnten aber leider keine davon abbekommen.

Stau auf Pakistanisch
Stau auf pakistanisch

Bumm Bumm Bumm
Uwe mit automatischer Waffe
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09.03.03 – Tag 122
Pesharwar
Wetter: sonnig

Den ganzen Vormittag haben wir heute damit vergammelt auf unseren Freund zu warten der ist aber nicht mehr aufgetaucht. Den Rest des Tages brachten wir dann im Internetcafe zu, um unsere Website auf den aktuellen Stand zu bringen.
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10.03.03 – Tag 123
Pesharwar
Wetter: sonnig

Heute haben wir uns nach ein paar anständigen Vorräten auf die Suche gemacht. Nach einer Stunde mussten wir ergebnislos abbrechen, weil mir schlecht geworden ist und so sind wir dann den Rest des Tages auf dem Zimmer gelegen. Unser Freund ist dann vorbeigekommen und hat sich entschuldigt, dass er uns gestern hat sitzenlassen. Insgesamt war das aber ein verlorener Tag denn wir hätten uns noch gerne die Feste hier angeschaut die nur heute für Besucher geöffnet ist. Morgen werden wir trotzdem abfahren. Wir hatten auf jeden Fall das Gefühl, schon viel zu lange nichts mehr wirklich gemacht zu haben.
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11.03.03 – Tag 124
Etappe 68: Peshawar – vor Taxila (86,68 km)
Schnitt: 19,5 km/h
Höhenmeter: 100
Wetter: sonnig

Da ich immer noch nicht völlig genesen war, konnten wir die hervorragenden Bedingungen nicht voll ausnutzen und sind gerade mal 85 Kilometer weit gekommen. Aber es waren die vielleicht einfachsten 85 Kilometer unserer Tour bisher, und das war auch gut so, denn mir hat es völlig gereicht.
Leider ist das Land hier überall sehr dicht besiedelt und jeder Zentimeter Boden wird auch zum Ackerbau benötigt, so dass es sehr schwer ist, einen Zeltplatz zu finden. Schließlich haben wir uns auf einem brachliegenden Feld niedergelassen.
Es hat aber nicht lange gedauert bis Leute aufgetaucht sind. Einer hat dann auch gleich darauf bestanden, dass wir sein Motorrad mal auf dem Acker ausprobieren was bei unserer Erfahrung mit dieser Art von Vehikel ganz lustig war. Dann hat er uns auch noch zu sich nach Hause eingeladen, wo wir ein fürstliches Abendmahl aufgetischt bekamen, ein bisschen zu fürstlich für mich, denn mein Magen hatte sich noch nicht völlig erholt und da sollte man sich dann besser nicht zu sehr vollstopfen. Das Ergebnis waren dann mehrere Brechanfälle und zwei weitere ziemlich miserable Tage. Sehr nett unterhalten haben wir uns trotzdem noch.
Ein großer Fluss
Wir überqueren den Indus
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12.03.03 – Tag 125
Etappe 69: vor Taxila – Taxila (52,88 km)
Schnitt: 14,7 km/h
Höhenmeter: 262
Wetter: sonnig

Für mich waren das heute sehr mühselige 50 Kilometer, die dann wegen wiederkehrender Übelkeit auch den ganzen Tag in Anspruch nahmen. Weiterfahren mussten wir trotzdem, nicht, weil unsere Gastgeber uns loswerden wollten, ganz im Gegenteil, es war einige Überzeugungsarbeit nötig, dass sie uns überhaupt wegließen, aber wenn man eingeladen ist, dann muss man auch richtig viel essen, sonst beleidigt man den Gastgeber und das wäre nicht gut für meinen Magen.
Auf den letzten Kilometern ist dann noch ein pakistanischer Radler neben uns hergefahren, der nicht aufhören konnte, für den Islam zu missionieren und zu lamentieren, wie sehr die Moslems in Pakistan diskriminiert werden.
Wir haben ein schönes Hotel direkt neben dem Museum und den Ausgrabungsstätten gefunden und der Manager war auch sehr freundlich. Leider gab es wegen seines schlechten Englisches ein paar Schwierigkeiten mit der Kommunikation und das Abendessen war doppelt so teuer wie erwartet.
Wir sind auch an einem Militärflughafen vorbeigekommen, von dem eine Unmenge an Jagdflugzeugen gestartet sind, aber ein so reiches Land wie Pakistan kann sich ja auch ein riesiges Militär leisten.
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13.03.03 – Tag 126
Taxila
Wetter: sonnig

Am Vormittag ging es mir noch ziemlich schlecht, und so sind wir nur ein bisschen durch die Ruinen gewandert und haben mit dem Hotelmanager über Kricket und die Welt geplaudert. Nachmittags sind wir dann ins Museum und haben auch gleich einen Deutschen getroffen der hier in Lahore sein Praktikum macht. Mit ihm haben wir uns dann einen Pferdekarren zu den entfernteren Ruinen geteilt.
Wir hätten aber wahrscheinlich genauso gut laufen können, denn das Pferd sah so aus, als ob es jeden Moment den Hungertod sterben könnte, dementsprechend schnell ging es dann auch voran. Es gibt hier in der Gegend riesige Ruinenkomplexe die teilweise über 2000 Jahre alt sind, aber leider sieht man nicht viel mehr als ein paar Grundmauern und die Ausschilderung ist auch sehr dürftig.
Aber das Museum ist wohl eines der besseren außerhalb der westlichen Welt und es kann auch durchaus mit einer deutschen Provinzaustellung mithalten. Auf dem Rückweg habe ich dann noch einen riesigen Schreck bekommen, denn der Hotelmanager konnte sich wohl nicht mehr zurückhalten und mußte unbedingt mal mein Fahrrad ausprobieren. Fast wäre ich durchgedreht. Aber dann hat er wenigstens eingesehen, dass er vorher hätte fragen sollen.
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14.03.03 – Tag 127
Etappe 70: Taxila – Rawalpindi (32,62 km)
Schnitt: 15,0 km/h
Höhenmeter: 202
Wetter: sonnig

Da es mir immer noch nicht so richtig gut ging, sind wir erst spät losgekommen und haben dann auch recht lange gebraucht, um unser Tagesziel zu erreichen. Unterwegs hat uns noch einmal die Polizei angehalten und ein bisschen mit uns geschwatzt und in Pindi haben wir eine Prozession gesehen bevor wir ins Hotel sind. Dort gab es einen Fernseher mit englischsprachigem Filmkanal und der hat dann auch einen Gutteil der Nacht in Anspruch genommen.
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15.03.03 – Tag 128
Rawalpindi und Islamabad
Wetter: sonnig

Da Rawalpindi an sich nicht besonders interessant ist, haben wir mehr oder weniger den ganzen Tag im nahegelegenen Islamabad verbracht. Eine vollkommen auf dem Reißbrett entstandene Stadt, die eine neue zentral gelegene Hauptstadt für Pakistan schaffen sollte. Man kann sagen, dass die Stadt recht gut gelungen ist, allerdings erinnert sie ein bisschen an einen amerikanischen Vorort, denn alles ist stark auf Autos ausgelegt und Fußgänger gibt es auch kaum.
Die Regierungsgebäude der Pakistanis sind teils simple Betonklötze, aber teils auch wirklich ansprechende Prunkbauten. Die supermoderne Riesenmoschee ist auch ein angenehmer Bau mit schöner Bergkulisse. Insgesamt gibt es sehr viel grün und sehr wenig Müll, da die Bevölkerung eher wohlhabend ist. Deshalb kann man auch viele aus dem Westen bekannte Konsumgüter kaufen und gutes, aber dabei immer noch billiges Essen genießen.
Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt, nur leider blieb deshalb keine Zeit mehr, sich das Armeemuseum in Pindi anzusehen, aber vielleicht das nächste Mal. Abends haben wir dann wieder ausgiebig ferngeschaut.
Prachtbauten
Die Prunkresidenzen der pakistanischen Führer runden ihre Musterstadt mustergültig ab
Prachtbau mit Umgebung
Hier ein weiteres Beispiel pakistanischer Geltungssucht: Die riesige Faisal Moschee
Und nochmal aus der Nähe
Eigentlich ja mehr ein Symbol des saudischen Reichtums denn die haben das ganze finanziert, daher auch der Name
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16.03.03 – Tag 129
Etappe 71: Rawalpindi – Dina (95,10 km)
Schnitt: 22,3 km/h
Höhenmeter: 412
Wetter: sonnig

Da wir gestern so spät ins Bett sind, sind wir heute nicht wirklich früh weggekommen, aber wir konnten unser Tagesziel trotzdem noch gut erreichen. Wir haben uns für einige Kilometer in den Windschatten eines LKW gehängt und sind dann so mit 40 Sachen über die Straße geprescht. Leider wurden es dann nach einer Weile immer mehr Schlaglöcher und wir wollten lieber auf Nummer sicher gehen und haben uns zurückfallen lassen. Am Abend haben wir dann noch einen riesigen Block Mangoeis verschlungen und dann entschieden, dass es so vollgefressen nicht mehr angemessen ist, das örtlich Fort zu besichtigen.
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17.03.03 – Tag 130
Etappe 72: Dina – hinter Gujranwala (129,34 km)
Schnitt: 22,5 km/h
Höhenmeter: 190
Wetter: sonnig, Rückenwind

Wir sind heute mal wieder früh losgekommen, wenn auch nicht so früh wie wir geplant hatten (das haben wir irgendwie noch nie geschafft). Der guten Verhältnisse wegen lief es auch so richtig rund und wir hatten in Null Komma Nichts 80 Kilometer gefahren.
Dann haben wir entschieden, dass es besser ist, wenn am Abend noch ein bisschen Abstand zwischen uns und Lahore ist, und haben erst mal eine drei Stunden Mittagspause eingelegt. Danach ging es dann ganz locker weiter bis nach Gujranwala, wo wir uns dann an einer Straßengabelung verloren haben. Wir sind dann aber beide unabhängig voneinander aus der Stadt herausgefahren und haben uns 10 Kilometer weiter an einem Straßencafe wiedergetroffen. Das Lustige ist, wir müssen in der Stadt noch mindestens einmal direkt aneinander vorbeigefahren sein, ohne einander zu bemerken.
Aber dieser letztendlich lustige Vorgang hat uns doch darauf aufmerksam gemacht, dass wir für einen solchen Fall bisher nichts ausgemacht hatten. Da wir dann noch eine Weile bei dem Cafe gesessen sind, hat uns der Besitzer dann irgendwann eingeladen auf seinem Rasen zu zelten, was wir dann auch gerne taten.
I'm riding a truck
Ladungssicherung auf pakistanisch
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18.03.03 – Tag 131
Etappe 73: hinter Gujranwala – Lahore (66,67 km)
Schnitt: 17,6 km/h
Höhenmeter: 26
Wetter: sonnig

Morgens sind wir noch schnell die letzten paar Kilometer nach Lahore geradelt. Dabei wurden wir einmal von einem Polizisten angehalten, der unbedingt ein bisschen Schmiergeld aus uns rausholen wollte, aber nach einer Weile hat er eingesehen das wir mehr Geduld haben als er und ist abgezogen.
Der Verkehr in Lahore ist einfach grausam, besonders auf den Hauptstraßen ist es so unerträglich laut, dass man sich selbst mit lautem Schreien nicht mehr verständigen kann. Von dem ganzen Zweitakter-Dieselruß gar nicht zu reden.
Aber wir haben das am vollsten beladene Motorrad aller Zeiten gesehen, mit sage und schreibe sieben Leuten drauf, wir sind ja schon einiges gewöhnt, denn vier auf zwei Rädern ist hier Standard, und auch Lebendvieh wird gerne mal auf der Maschine mitgenommen, aber das war einfach der Hammer. Leider waren sie zu schnell wieder weg, um ein Photo zu machen.
Wir haben dann einen Zeltplatz mitten in der Stadt und in einem relativ ruhigen Eck gefunden und natürlich auch gleich zugegriffen. Kaum ausgepackt sind wir dann zum Museum gegangen, allerdings nicht hinein, denn sie haben schon eine halbe Stunde später wieder zugemacht. Also haben wir noch ein paar Buchläden nach ordentlichen Karten abgesucht, aber so etwas gibt es hier einfach nicht und ganz bestimmt nicht von Indien. Wenigstens haben wir den Fahrradbasar gefunden und wir konnten auch mal die islamische Version eines original Hamburgers ausprobieren.
Am Abend haben wir dann auf der Suche nach einem Internetcafe eine andere Absteige gefunden, die genauso viel kostet wie das Zelten, aber ein Dach über dem Kopf, einen fahrradverückten Besitzer und super gemütliche Atmosphäre hat.
Der Besitzer hat uns dann auch gleich noch zu einer Sufi Zeremonie mitgenommen. Dort gab es dann stundenlanges Trommeln mit wahnsinniger Geschwindigkeit und tranceartige Tänze. Diese Leute würden sich auch in einer Disco sofort zu Hause fühlen. Die Musiker waren auch angeblich bekannt in ganz Pakistan und sahen einfach abgefahren aus. So sind wir dann auch wieder erst sehr spät ins Bett gekommen.
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19.03.03 – Tag 132
Lahore
Wetter: sonnig

Heute Morgen sind wir erst mal umgezogen und haben dann auch gleich eine Fahrradtour durch die Altstadt gemacht und einen Aussichtsturm zu Fuß bestiegen, obwohl es einen Lift gab.
Dies sollte mehr sein, als wir in den nächsten 4 Tagen insgesamt zustande bringen würden. Lahore ist eine wirkliche Metropole, die zu beschreiben ich sowieso nicht in der Lage wäre, selbst wenn ich sie kennen würde, was wahrscheinlich gar nicht möglich ist, deshalb werde ich es gar nicht erst versuchen, die zu erleben, auch wenn es auszehrend ist, sicherlich mehr als empfehlenswert ist.
Den Rest des Nachmittags haben wir dann schon mal in unserem Hotel zugebracht und Kontakte geknüpft. Da gab es den zwei Meter Riesen mit Dreads der seinen Lebensunterhalt in D mit der Kultivierung von Nutzhanf verbringt und seinen chilenischen Freund die sich immer um den Schachta-Anteil gestritten haben, mit dem Messer zwischen den Zähnen und bis zum 16.06 dann.
Außerdem war ein Brite da, dessen Familie irgendwo "hinter der Grenze" lebt, der aber trotzdem gar kein so schlechter Kerl war (ein wirklich typischer Brite, außer wenn er Punjabi sprach, dann war er fast ganz ein Inder und ausgesehen hat er auch so).
Und natürlich Majid, der den ganzen Laden geschmissen hat und dabei doch immer gelassen war. Kein Wunder bei dem ganzen Schachta. Trotzdem sah er irgendwie belastet oder vielleicht sogar vergrämt (ganz so wie ich mich manchmal fühle irgendwie denke ich jetzt) aus, des ist immer besonders tragisch bei so einem stämmigen Kerl.
Wir haben auch noch ein neues Spiel gelernt, die indische Version von Billard, aber die Spiele haben so gut wie nichts mehr miteinander gemein, außer dass man versucht, runde Steine in Löcher zu stoßen. Ist aber zumindest für eine Weile ein recht lustiger Zeitvertreib. Die meiste Zeit haben wir den Tag mit dem Deutschen verbracht.
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20.03.03 – Tag 133
Lahore
Wetter: sonnig

Wir sind den ganzen Tag nur im Hotel gewesen und haben gespielt und ein bisschen gelesen. Mit diesem Briten ließ es sich wirklich ganz ausgezeichnet klarkommen und wir haben ewig lang über alle möglichen Sachen diskutiert. Er war auch kein besonders guter Spieler und so konnte ich ein paar Portionen Eiscreme für uns gewinnen.
Der Deutsche ist unterdessen abgereist, was meinem Freund wiederum sehr recht war, denn er fühlte sich nicht grundlos schlecht behandelt. Jedenfalls haben wir dann am Abend noch bis zwei Uhr Kanaster gespielt und über „Musiker“ gelästert. Ein paar Wälzer will ich dem geneigten Leser noch ans Herz legen Ulysses und The Rise and Fall of the British Empire.
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21.03.03 – Tag 134
Lahore
Wetter: sonnig

Memory is fading. Aber nachdem, was wir uns noch zusammenreimen können, muss an dem Tag der Irakkrieg angefangen haben und wir haben alles Live auf CNN und BBC verfolgt, zwischendurch noch Kricket geschaut und ein bisschen gespielt und geplaudert. Die Hitze tat ihren Teil, um uns zum faulenzen zu bringen, aber wahrscheinlich wäre das auch bei -20 Grad gegangen. Am Abend gab es dann noch ein Gelage zwischen Majid und Fredi.
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22.03.03 – Tag 135
Lahore
Wetter: sonnig

Wir konnten uns erst am Nachmittag aufraffen in das Museum zu gehen. Deshalb konnten wir uns auch nicht mehr alles anschauen, aber fast. Es ist wirklich ein ziemlich gutes Museum auch in einem ziemlich guten Haus. Aber für meinen Geschmack hat es sich dann etwas zu sehr gezogen, so viel kann und will man dann vor allem nicht mehr aufnehmen. Jedoch habe ich dieses Gefühl in fast allen Museen. Am Ende ist man froh draußen zu sein, egal wie interessant die Sachen auch sind. Wir haben dann noch irgendwann Reifen geflickt und Wäsche gewaschen, aber wann genau oder auch nur mit Sicherheit an welchem Tag kann ich nicht mehr sagen. Die Zeit zieht sich hier wirklich wie ein Kaugummi, aber wie ein verdammt guter deshalb will, nein kann man hier kaum wieder weg.
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23.03.03 – Tag 136
Lahore
Wetter: sonnig

Frederrick ist heute morgen abgereist, hatte kein Geld mehr, ist gerade noch über die Grenze gekommen. Hat nicht mal mehr Tschüß gesagt. Vielleicht hatte er ja auch Angst vor der Demo, denn heute war auch Pakistan Day. Eine rieseige Menge ist direkt vor unserem Hotel die Straße runter marschiert und hat dabei auch mit allem Drum und Dran ein paar Flaggen und Puppen (Amerika und Bush) verbrannt. Muss man auch mal selbst gesehen haben, aber besser aus sicherer Distanz, und die hatten wir auf unserem Hoteldach. Wir haben auch wieder einen Deutschen getroffen, der sein Praktikum hier in der Region macht, da scheint es wirklich massig Möglichkeiten zu geben. Es haben auch alle Geschäfte zu, Internet funktioniert nicht, Eis gibt es keines und überhaupt, wir haben definitiv beschlossen, Morgen abzufahren.
Die Großdemo
Großes "Wir trampeln auf Bush rum" Volksfest
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